Dinge, die man nicht mal so eben nebenbei macht. Davon erzählt mein Blog, denn für mich gehört die Kindererziehung und Elternschaft dazu. Seit heute gehört auch die Welt retten dazu, denn ich habe mich über einen Tweet gefreut und will Euch davon erzählen.
Ganz ehrlich, das hätte man mir mal vorher sagen sollen, bevor ich angefangen haben mit dem Kinderkriegen und dem Bloggen:
Kinder erziehen ist harte Arbeit.
Aber diese Welt zu retten, kann ja auch nicht leicht sein.— Honig Suess (@honigsuess) May 3, 2017
Ich finde diesen Tweet wunderschön. Witzig, klug und eben gut in Sprache gesetzt. Twitter halt. Eigentlich könnte man nicken und den netten Aphorismus gleich wieder vergessen. Aber irgendwie hat der Tweet eine Art Kettenreaktion an Gedanken, Erinnerungen und Assoziationen freigesetzt.
Kindererziehung ganz konkret
Ob man das jetzt als Erziehung, als Helikopter Parenting oder Unerzogen macht, ist wurscht. Erstmal. Wichtig ist das große Ganze. Das Begreifen, dass – entschuldigt den Pathos – dass Kinder die Zukunft der Welt sind. Nicht nur metaphorisch sondern ganz, ganz konkret. So wie wir unsere Kinder behandeln, erleben sie die Welt. So wie wir mit ihnen leben, erleben sie ihre Welt. Wir sind die Eltern, von denen sie später erzählen, wie sie geprägt wurden, wie die Sonntage waren und woran wir alles Schuld sind.
Nicht perfekt sein. Ok ist auch ok
Und obwohl mich normalerweise solche Gedanken aus der Façon bringen können, weil ich sofort versuche, mögliche Traumata zu definieren und ganz bewußt hier und jetzt dagegen halten möchte – hat mich dieser Tweet lächeln lassen.
Denn das Bemühen steckt für mich mit drin. Die Einsicht, dass wir nicht mal so eben die Welt retten können. Dass Kindererziehung, oder wie ich es lieber sagen würde, das Leben mit Kindern eben riesen Stück Arbeit ist. Dass niemand das perfekt machen kann, weil – Welt retten? Eben, machste nur im Film in 90 Minuten. Aber so wie alle Heldinnen und Helden im Film, nehmen wir Eltern diese Aufgabe ungeheuer Ernst, wir sind mit Feuereifer dabei, mit Aufopferung und vorallem mit Liebe.
Sie hat sich stetig bemüht
Niemand kann perfekt sein auf der Welt und niemand muss es. Nicht für sich selbst, nicht für den Partner, auch nicht für den Chef und schon gar nicht für unsere Kinder. Was sie brauchen ist Liebe und das stetige „Sie haben sich redlich bemüht“, das normalerweise in Zeugnissen so schlecht aussieht. Als Eltern aber dürfen wir das. Uns Bemühen, den Kindern die Welt zu zeigen und sie sich gleichzeitig ihre eigene formen lassen. Tägliches Bemühen, immer wieder, mit Krach, Zank und brach liegenden Nerven abends. Jeden Tag erklären, hinterfragen, loslassen und nicht nachgeben. All diese widersprüchlichen Dinge, die eben im richtigen Moment, mit dem richtigen Tonfall und dem liebevollen Blick genau das Richtige sind. Kommt halt in jeder Situation mit dem Kind neu drauf an, wie.
Und dann merke ich: Kindererziehung ist Improvisation. Das Versuchen, im Moment die beste, liebevollste (für die Kinder, die Welt und für mich) und sinnvollste Entscheidung zu treffen. Und Improvisation ist das, was ich schon hinkriegen kann. Besser jedenfalls als perfekt sein. Mir macht der Gedanke Mut.
So wie meine Eltern
Und dann denke ich an meine Eltern und dass sie das mit der Kindererziehung und der Weltrettung ganz schön gut hingekriegt haben. Und jetzt lacht nicht, ich hab nirgendwo gesagt, dass ich demnächst die Welt rette und übrigens Superwoman bin.
Nein, ich bin nicht perfekt (ach!) und weiß um meine Fehler nur zu gut, aber eigentlich bin ich ganz ok.
Meine Eltern haben mir beigebracht und vorgelebt, was sie gewußt, gespürt und gefühlt haben. Sie haben mich gehen und meine eigenen Schlüsse ziehen und Entdeckungen machen lassen. Sie haben sich bewußt gegen Dogmen ihrer eigenen Erziehung gewendet und es anders gemacht. Ich weiß, dass sie die Kindererziehung ernst genommen haben und ihr Leben mit uns Kindern mit viel Spaß und Liebe gelebt haben – und gottseidank immer noch leben.
Da hat also schonmal mindestens eine Elterngeneration versucht, sich bewußt gegen Dogmen und Zwänge, für die Liebe, für die Freiheit und persönliche Selbstentfaltung einzusetzen.
Liebe und Hoffnung
Und dann denke ich daran, dass in diesen Zeiten, in denen die Faschisten und die Rechten, die Intoleranten und Schlechtmenschen überall auf der Welt wieder ihre häßliche Fratze zeigen, dass es einem Angst und Bange werden kann – dass in diesen Zeiten dennoch Menschen überall auf der Welt ihre Kinder mit Mühe und Sorgfalt, großziehen. Mit Liebe, für ihre Freiheit und Selbstentfaltung, mit stetigem Bemühen und mit dem Blick nach vorne in die Zukunft.
Sie leben und erziehen so hingebungsvoll und nehmen ihre Arbeit als Eltern so ernst, dass sie sich darüber austauschen, Blogs und Bücher vollschreiben und diverse Erzhiehungs- und Unerzogenansätze diskutieren. Privat, auf Kongressen, in Studien, in Online- und Printmedien. Die Bedeutung dessen, wie wir unsere Kinder behandeln und leben lassen ist Eltern und Erziehern heute bewußter denn je; nicht allen, aber vielen und das mit steigender Tendenz. All das bewußte Hinterfragen von bisherigen Normen, die Versuche die Kinder so frei und ungezwungen, so unerzogen und empathisch groß werden zu lassen, gibt mir Hoffnung.
Und darum lasse ich mir auch keine Angst machen, nicht von Faschisten, nicht von Terroristen oder den neuen, alten Rechten. Wir Eltern werden nicht zulassen, dass unsere Welt kaputt gemacht wird, im Gegenteil. Meine Mit-Eltern und ich, wir werden mit unserem Bemühen tatsächlich die Welt retten. Daran glaube ich ganz fest. Denn das ist unser Ziel und unser Bemühen. Das ist, wofür wir letztendlich einstehen, jetzt und mindestens in den nächsten 18 Jahren. Für uns und unsere Kinder. Und nein, das machen wir nicht mal so nebenbei, sondern mit Liebe und Empathie.
Und das hatte ich letzte Woche getweetet:
„Um 6.45 Uhr den Kindern Feminismus erklärt. SO rettet man die Welt, nicht indem man noch 100.00 Mails checkt.“
Wir retten die Welt, jeden Tag. Und gut, dass Du es so toll verbloggt hast!
Wunderbar! So ist dss, mit dem Welt retten. Leise, in kleinen Schritten. Jeden Tag. Danke
Wie eigentlich immer: sehr schön geschrieben! Danke für diesen Artikel voller Kraft und Liebe zur Erziehung unserer Kinder. Viele liebe Grüße! Heike
Und – das habe ich gerade vergessen: den letzten Absatz unterschreibe ich Dir sofort! ;o) Heike
Danke :)
ich finde den Artikel sehr schön zu lesen, gibt mir Kraft, mich den täglichen Herausforderungen zu stellen. Dann lasst uns weiter die Welt retten…:)