Letztens schrieb ich über unsere Tischsitten, bzw. über ihr Abhanden gekommen sein. Ich erzählte dann – in einem hoffentlich erkennbar zugespitzt formulierten Text – darüber, wie ich unsere alten, neuen Tischregeln wieder eingeführt habe. Schritt für Schritt.
Es war so, dass die Kinder ständig aufstanden, mit den Tellern Krach machten und besonders der Kleine das Getränk ständig ins Essen oder umgekehrt schüttete. Besonders groß war das Chaos abends, wenn alle müde sind. Ich fühlte mich nicht mehr wohl. Also habe ich mit den Kindern darüber geredet, wir haben die Regeln besprochen, die es beim Essen gibt und es geübt, sie einzuhalten.
Anlässlich der Blogparade von Mama Mia, möchte ich zu meinem ersten Artikel und meinem „Erziehungsexperiment“ ein kleines Update liefern.
Nur zur Wiederholung, unsere Tischregeln sind:
1. Nicht mit Teller und Besteck klappern und extra Krach machen.
2. Nicht mit dem Essen spielen.
3. Jeder bleibt sitzen, bis die anderen aufgegessen haben UND bis Mama oder Papa sagen, dass das Essen beendet ist. (Ja, ich finde, dass dieses Sitzenbleiben sein muss. Es handelt sich ja nicht um Stunden. Mal für 15 -25 Minuten sitzenbleiben muss gehen.)
Mission accomplished: Bei Tisch fühlt sich jeder wohl
Um es vorweg zu sagen: Es klappt heute wieder sehr gut! Ich bin wieder glücklich am Tisch und kann nur dazu raten, dem Alter angemessen bestimmte Regeln einzuführen. Ich glaube aber auch, dass es ungefähr vor dem 2. Lebensjahr noch nicht allzu viel Sinn macht. Der Kern der ganzen Erziehungsexperimentnummer ist für mich: Das Gespräch vorher. In Ruhe, freundlich und verständlich.
Heute gibt es mal unruhigere und mal ruhige Tage, wie das eben so ist. Das Getränke sonst wo hinschütten ist vorbei, alle bleiben sitzen und das Klappern mit Besteck und Geschirr ist zumindest gedämmt. Mittlerweile müssen wir nicht mehr über die Regeln sprechen. Die Kinder genießen es ebenso wie wir, dass alle am Tisch sitzen bleiben, bis jeder aufgegessen hat. Selbst der Kleine. Manchmal, wenn er nicht länger still sitzen kann, darf er auch vor den Anderen aufstehen, aber dann ist das Essen für ihn eben vorbei. Das wird akzeptiert. Da die Ältere sehr langsam isst, fällt bei ihr die Aufstehthematik weg.
Die Kinder sind auch deutlich ausgeglichener und fröhlicher als zu den Zeiten, als ich sie einfach machen ließ. Sie haben sich nämlich gegenseitig im Aufstehen und Ausbrechen und Getränke verschütten aufgestachelt. Gut gelaunt war dabei niemand, auch die Kinde nicht. Regeln im Sinner der Allgemeinheit (der Familie) sind einfach gut.
Zum Thema Tischsitten, Regeln und lebhafte kleine Kinder
Ich bin eine der Mamas, die finden, dass Regeln gut sind und Kinder (im passenden Alter) nicht einschränken, sonder leiten. Es sei denn, man verlangt mit den Regeln Unmögliches von den Kindern. Ab wann das Thematisieren von Tischregeln sinnvoll ist, bleibt dem Gefühl der Eltern und der Fähigkeit des Kindes überlassen. Bei uns begann es bei beiden so peu á peu ab 1,5-2 Jahre. Das begann mit dem (zunächst spielvollen) Benutzen von Gabel oder Löffel.
Ich weiß, dass es Eltern gibt, die Angst haben, ihren Kindern zu viele Regeln aufzuhalsen. Das kann ich gut nachvollziehen, denn diese Sorge teile ich. Für mich gibt es aber Bereiche neben den üblichen Sicherheitsaspekten, die klaren Regeln bedürfen. Dazu gehören für mich die Tischregeln.
Meine Regel, bevor ich neue Regeln einführe:
Bleibt mein Gefühl über mehrere Tage verteilt und in unterschiedlichen Launenlagen gleich, dann habe ich als Mutter das Recht (vielleicht sogar die Aufgabe), mit Regeln eine Orientierung für die Kinder zu schaffen, damit es für die gesamte Familie wieder angenehmer ist. Und ja, dass ich die Regel sowieso immer richtig vorlebe, gehört dazu. Alles andere wäre total verwirrend.
Regeln bieten Orientierung
Regeln sind bei uns nicht per se Verbote oder starre Verhaltensvorschriften. Regeln bieten so eine Orientierung, an der man sich entlang verhalten kann. Eine Regel ist für mich kein Korsett. Es gibt Tagesformen, altersgemäßes Verhalten und auch mal Ausnahmen.
Kinder an Regeln (freundlich!) erinnern
Meine Kinder wussten bei Tisch immer, welche Regeln es gibt. Anfangs haben wir tatsächlich noch mal kurz besprochen, welche Tischregeln wir haben. Und auch beim Tisch habe ich die Kinder zunächst erinnert. Meine Erfahrung ist ja übrigens, dass wer mit dem Essen zu sehr matscht, keinen Hunger mehr hat.
Frollein Rottenmeier wohnt hier nicht
Und ja, meine Kinder dürfen am Tisch hampeln, dem Alter entsprechend. Von einer 4jährigen kann ich anderes verlangen, als von einer 2jährigen. Natürlich können Kinder noch nicht still sitzen, wie ein Erwachsener. Sollen sie auch gar nicht. Da muss ich mich als Mutter eben in mein Kind reinfühlen: was kann es tatsächlich. Was darf ich verlangen.
Tischgespräch – nicht über die Regeln
Während der Übungsphase habe ich einen Wimmelkalender über den Küchentisch gehängt, damit nicht so eine klemmige „wir üben Regeln“-Stimmung entsteht, sondern man ein leicht zugängliches Thema hat, worüber wir uns unterhalten können. Das war für mich besonders hilfreich, wenn der Papa mal nicht bei den Mahlzeiten dabei sein konnte.
Als Beispiel, unser Sonntagsfrühstück heute:
Wir Eltern deckten den Tisch. Die Kinder hatten keine Lust und schrien “Hunger Hunger Hunger!” Der Kleine klapperte ein wenig mit dem Teller. Endlich saßen wir alle am Tisch. Der Kleine braucht noch Hilfe beim Brot schmieren, die Große kann es alleine. Beide bekommen Lätzchen oder Servierten zum Hände abputzen.
Wir unterhielten uns angeregt und die Große fuchtelte wild mit den Händen. Und dem Messer. Sie wurde erinnert, nicht mit dem Messer zu fuchteln. Sie legte es wieder hin. Nahm es wieder in die Hand, wollte sich ein Brot schmieren, erzählte weiter aufgeregt, fuchtelte wieder. Erneute Erinnerung. Sie musste lachen und machte Spökes. Mit dem Messer in der Luft. Der Papa nahm es ihr aus der Hand, sagte so etwas wie “Wir wollen nicht, dass Du Dir damit weh tust – oder jemand anderen.” Als sie sich dann wirklich ein Brot schmieren wollte, bekam sie es wieder.
Das war es. Keiner stand auf. Alles fein. Ach eine Sache doch! Der Kleine zeigte uns, wie gut er mit geschlossenem Mund kauen kann. Echt. So niedlich! Er wackelt dabei mit seinem gespitzten Mündchen. Ich glaube, sein Fokus stimmt noch nicht ganz. ;) Wir üben das Nicht-Katschen. Ich glaube, im Kindergarten ist das auch gerade Thema. Er erinnert die Große daran, nicht zu katschen, wenn es ihr passiert. Er selber muss es halt noch üben, sonst vergisst er es. Alles in allem können wir ohne weitere Ermahnungen essen. So weit, so ereignislos. Ehrlich.
Übrigens, letztens saßen wir am Tisch und meiner Tochter fehlte irgendetwas. Ich sagte, „Ok, ich hole es Dir!“ Da intervenierte der Jüngere: „Nein. Niss aufstehen! Iss ESSE noch!“ (empörter Unterton) Message angekommen, würde ich sagen.
was ist „katschen“?
Schmatzen ;)
:-))))) Klasse! Habt weiter so lebendige und schöne Essen miteinander.
Noch etwas sehr Wichtiges bekommen Kinder mit solchen Regeln: Halt.
Danke. Ja, das sehe und beobachte ich auch so. Das habe ich aufgrund Deiner Kommentars oben im Text ergänzt, danke also auch dafür ;)
Hallo Mama notes,
eine Frau Rottenmeier sehe ich bei Euch nicht;-)
Ich finde auch, dass es bei Euch Spaß macht, Regeln zu lernen und dabei gut zu essen. Beides ist wichtig.
Oh man, vor dem Thema graut es mir auch noch… habe doch selbst keine Manieren und schlecke das Nutella-Messer regelmäßig ab;) Aber ich habe ja noch ein bisserl Zeit;))