Das Kind geht jetzt 8 Wochen in die Schule. Heute ist der 1. Schultag nach den Herbstferien und ich lasse Revue passieren, wie der Schulstart meiner Tochter so verlaufen ist.
Wie hat sich das Kind eingelebt? Wie empfinde ich die kürzere Familienzeit mit den Kindern? Haben sich meine Befürchtungen vor der Schule und dem Schulsystem bewahrheitet?
Um es kurz zusammen zu fassen: Erstens ist es anders gekommen, und zweitens als ich dachte. Innerhalb dieser ersten 6 Wochen ist das Kind nicht vom System gefressen worden, sondern hat sich ihm weitestgehend eher verwehrt. Die Familienzeit kommt mir nicht zu kurz vor. Die Lehrerin und Erzieherin sind sehr verständnisvoll, absolut pro Kind eingestellt und haben einige sehr schöne Rituale und Traditionen im Klassenverband geschaffen, die den Kindern sicherlich sehr gut tun werden.
Lernen und Arbeiten
Das Kind ist mit 6 3/4 Jahren in die Schule gekommen und war absolut schulreif. Sie war heiß darauf, lesen zu lernen, schreiben, rechnen! Aber!!! Als es mit dem Unterricht dann anfing, lief das alles wohl nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Buchstaben nachmalen? Zahlen in eine Art Wimmelbild erkennen und bunt nachmalen? Kleine erste Rechnungen machen und bunte Perlchen ausmalen? Nicht mit ihr! „LANGWEILIG!“ fand sie das, im Gnaa-Nööhl-Öaargh-Tonfall.
Sie hat sich dem Lern- und Leistungseifer weitestgehend verwehrt, sie brauchte ihre Zeit anzukommen. Die Lehrerin reagierte in unseren Tür- und Angelgesprächen sehr gelassen und verständnisvoll. Sie gab sich besonders Mühe, dem Kind noch einmal zu erklären, wie das in der Schule so funktioniert, wie das mit den Aufgaben ist und so weiter. Jetzt läuft es so langsam. Einen Tag vor den Herbstferien traf ich die Lehrerin per Zufall auf dem Schulhof. „Es ist schon viel besser geworden,“ sagte sie mir lächelnd, ohne dass ich gefragt hätte. „Jeder in seinem Tempo“, sagt sie.
Ich weiß, dass meine Tochter wissbegierig ist. Ich spüre aber auch, dass sie gerade in einer Verweigerungshaltung ist. Alles ist langweilig und ist ihr zu viel. Zimmer aufräumen, in der Schule mitarbeiten, sich selbst Sachen zum Anziehen rauszusuchen, alleine spielen. Eigentlich bin ich gerade stärker gefordert, als vor der Schule. Was ich ihr aber vermitteln will ist: „Du wirst das packen, ich glaube an Dich. Du darfst in Deinem Tempo machen, denn das ist genau das richtige für Dich. Ich helfe Dir solange Du es brauchst.“
Die anderen Kinder – Schulsozialisation
Etwas, das sehr einfach und super funktioniert hat: neue Freunde! Sie hat gleich an Tag 1 eine neue Freundin gefunden und sich auch nach und nach mit weiteren Kindern befreundet, die sie dann auch zum Kindergeburtstag Anfang Oktober einladen durfte. Es sind alles nette, tolle Kinder und sie ist dort super aufgehoben.
Neben den netten Kindern gibt es auch einen Problemfall, der meinem Kind bereits ein paar Tage verhagelt hat. In meinem Text „Ich glaub, der mag Dich! – Warum wir das unseren Töchtern nie sagen sollten, wenn sie geärgert werden“ habe ich schon ein bisschen von der ersten Zeit in der Schule erzählt.
In der Schule wird der Umgang unter den unterschiedlichen Klassen sehr gefördert. Es gibt ein Patenkindsystem, in dem ältere Schüler*innen den Erstklässler*innen die Schule erklären und in Projektarbeiten zusammen arbeiten. In diesen Begegnungen liegt nicht nur viel pädagogisch wertvolles, sondern auch konflikthaftes Potential. So kommt meine Tochter in Kontakt mit einer größeren Reihe an Schimpfwörtern (die sie aber nicht anwendet), mit präpubertärem Verhalten und zur Schau getragenen Schul-Unlust von größeren Kindern.
Das alles finde ich nicht schlimm, so ist das Leben. Wobei ich ihr da vermehrt helfen muss ist, bei sich und ihrem eigenen Gefühl gegenüber Jungs, Schule etc. zu bleiben. Das sehe ich gelassen, das wird alles.
Ganztagsschule und Betreuungszeiten
Momentan geht das Schulkind 3 x die Woche bis 16 Uhr in die Schule und 2 x bis 15 Uhr. Sie hat danach keine Hausaufgaben mehr auf, sie hat ein warmes Mittagessen bekommen und eine lange Pause gehabt. Nachmittags finden meistens AGs statt, wie Werkstatt, Basteln & Kunst, Sportangebote, Tanzen oder Schauspiel. Es gibt auch eine Lesezeit und 1x die Woche auch die Möglichkeit, nachmittags ein bisschen zu schlafen. Nach den ersten 3 Wochen, in denen es erstmal langsamer zuging und ich das Kind auch schon um 13.30 Uhr abholen konnte, hat die Tochter das Nachmittagsangebot für sich entdeckt. Das ist momentan alles tutti und toll. Sie findet das Holzwerkstattangebot besonders toll und freut sich auf ihre AGs.
Da ich sie 2 Mal die Woche um schon etwas eher abholen kann, passt mir das mit Betreuungszeit und meiner Arbeitszeit sehr gut.
Fazit
Entspannt bin ich, was ihre Freundschaften und ihr Sozialverhalten angeht. Sie ist nicht schüchtern, sie kann sich lautstark wehren und hat viele neue Freundinnen und Freunde gefunden. Sorgen macht mir nur dieser eine ärgernde Junge, dem sie sich bisher nicht nachhaltig erwehren konnte. Ich hoffe, dass sich das jetzt nach den Herbstferien beruhigt.
Das Lernen und Mitarbeiten ist so eine Sache. Mich verwundert ihre mangelnde Begeisterung, andererseits hat sie solche reine Beobachtungsphasen schon oft gehabt. (Krabbelgruppe, Kita, neue Kindergruppen, Schwimmunterricht, etc.) Das ist wohl einfach ihre Art, sich in einer neuen Umgebung zurecht zu finden. Mir ist wichtig, dass sie ihre eigene Begeisterung für das Lernen entdeckt und spüren lernt. Ich hoffe, niemals Druck aufzubauen, dass sie aber schon weiter sein müsste oder so etwas. Ich will es einfach kommen lassen.
Gelassen aber aufmerksam beobachtend, so ist meine Stimmung gerade.
Wie lief der Schulanfang bei Euch, wollt Ihr erzählen?
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Mein Fazit fällt nach 6 Wochen (wir leben in Bayern) ähnlich aus, das Kind war schulreif (wenn auch recht nah am Stichtag geboren) und ist mittlerweile sehr happy. Der Anfang war holprig, da meine Tochter an der Schule niemanden kannte und sehr schüchtern ist. Die Mittagsbetreuung fand sie am Anfang ganz schrecklich, musste früher abgeholt werden und hatte morgens große Probleme sich zu trennen – mittlerweile ist die Mittagsbetreuung das Beste am Tag, sie hat Freunde gefunden, mag ihre Lehrerin und die Betreuerinnen am Nachmittag sehr. Aufstehen morgens ist schwierig (7 Uhr) und sehr davon abhängig, wann sie am Vorabend eingeschlafen ist (alles nach 20 Uhr macht am nächsten Morgen Startschwierigkeiten), die Hausaufgaben erledigt sie, ich nenne es mal „effizient-schlampig“ – bei manchen Sachen kann sie einfach nicht nachvollziehen, warum man sich da jetzt Mühe geben sollte und ist auch sehr empfindlich, wenn wir sie verbessern wollen, daher sind wir da auch eher vorsichtig-beobachtend. Das Patensystem gibt es bei uns auch und läuft sehr gut, ihr Pate ist ein Junge aus der 3. Klasse, den sie noch vom Kindergarten kennt, den sie sehr mag und der sich auch rührend kümmert. Ich fand die Umstellung nach dem 1. Schultag mega-anstrengend, aber jetzt haben wir uns eingegroovt und kommen so langsam in dem neuen Leben an :-) Schöne Grüße!
Meine Tochter geht jetzt auch seit 8 Wochen in die erste Klasse und schlägt sich allen Unkenrufen zum Trotz supergut.Sie ist nah am Stichtag geboren und hatte erst 14 Tage vor der Einschulung ihren 6.Geburtstag gefeiert und Außenstehende nahmen an ,sie würde die erste Klasse nicht packen.Selbst Erzieher im Kindergarten sahen unsere Tochter nicht reif für die Schule..sie wäre noch zu jung und sollte ruhig noch ein Jahr länger im Kindergarten bleiben.Wir als Eltern sahen das ganz anders,sie war für ihr Alter schon ziemlich weit..und die Schuluntersuchung bestätigte schon am Anfang dieses Jahres ,das unsere Tochter absolut geistig wie körperlich reif für die Schule ist.Ich war damals super stolz auf sie und das unsere Einschätzung die Richtige war.Wir hatten schon lange zu Hause bemerkt,das sie die letzten Monate im Kindergarten absolut geistig unterfordert war und wir sie in vielen Dingen bremsen mussten,weil sie zu wissbegierig war.
In der Schule ist sie ziemlich gut und auch ehrgeizig und weiss sich auch gegen andere Kinder gut zu wehren,falls sie jemand mal ärgern sollte.Sie ist ja mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen und ist deshalb auch nicht ziemperlich .Unsere Tochter geht 5 mal die Woche bis 16 Uhr in die Schule,da ich berufstätig bin.Es erleichtert vieles das sie ihre Hausaufgaben schon in der Schule machen,so haben wir viel Spiel und Kuschelzeit am späten Nachmittag.
Vor allem berichtet sie gerne jeden Tag über ihren Schulalltag mit großen und kleinen Erlebnissen.
Und nach den zwei Jungs (8 und 13),die sich mit der Schule und Lernen doch etwas schwerer tun…ist es doch sehr erfrischend ein begeisterungsfähiges Mädchen in der Schule zu haben.
Klingt toll bei euch. Schön zu hören
Ich bin auch sehr erleichtert. Meine Tochter ist Mitte August geboren und war daher bei Schulbeginn noch nicht lange sechs. Zudem hatte sie in den Jahren vorher eine furchtbare Verweigerungsphase gehabt; die letzten zwei Untersuchungen beim Kinderarzt konnte man quasi in die Tonne kloppen, da sie die Hälfte bzw. gar nichts mitgemacht hat. Auch bei der Anmeldung zur Schule letztes Jahr hat sie sich extrem bockig gezeigt und keinen Ton gesagt.
Das hat sich dann im Lauf des Jahres deutlich gebessert, auch wenn ich leider immer noch nicht weiß, warum sie meinte, sich so benehmen zu müssen. Und jetzt in der Schule klappt es auch super, sie macht mit und ist begeistert. Nur den Sport scheint sie nicht zu mögen. Da verzieht sie immer ihr Gesicht, wenn sie merkt, daß sie wieder Sport hat. Und gestern morgen hat sie über Bauchschmerzen geklagt, meiner EInschätzung nach auch wegen dem Sport. Heute habe ich dann gehört, daß die Sportlehrerin die Kinder wohl sehr antreibt und dabei auch viel schreit. Sie scheint da also nicht die Einzige zu sein.
Und vom Sozialen her ist auch alles gut; sie hat alte und neue Freunde sowohl in der Klasse als auch in der OGaTa. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden.
Danke für Dein Feedback. Das lässt sich doch alles sehr gut an. Die knapp Sechsjährigen sind auch mit der Schule sehr gefordert. Mein Jüngster wird auch erst im August 6 und ich melde ihn morgen zur Schule an. Bin gespannt, wie das bei ihm verläuft…