Mama notes on Jesper Juul: Verantwortung, Baby!

Comments (6)
  1. Katharina sagt:

    Wenn ich mich richtig erinnere stammt das zweite Zitat aus dem „kompetenten Kind“ und es ging darum, dass Kinder schon früh für sich selber Verantwortung übernehmen können (selber aufs Klo gehen, sagen wann sie Hunger oder Durst haben etc.), dass aber Erwachsene Kinder manchmal für Dinge verantwortlich machen, die sie völlig überfordern (zb. die Stimmung in der Familie, oder die Gefühle von Erwachsenen – „Mama ist wegen dir traurig“).
    Vielleicht geht es auch darum, und nicht nur um „Ämtchen“ in der Familie: Wer ist für wessen Gefühle verantwortlich? Wer ist für wessen Handlungen verantwortlich? („Jetzt hast du mich dazu gebracht, dir eine runterzuhauen“, „schau mal was ich wegen dir angerichtet habe“,…)

  2. Katharina sagt:

    P.S. siehe: „Ich bin wütend geworden“ versus „du hast mich wütend gemacht“ – beim ersten Satz übernimmt die sprechende Person die Verantwortung, beim Zweiten lagert sie sie aufs Kind aus.

    1. mrscgn sagt:

      Entspricht exakt meiner Meinung, liebe Katharina. Kinder können eigentlich nicht verantwortlich dafür sein, wie ich mich als Mutter fühle – das ist meine Verantwortung ganz allein.

      Was das Thema an sich angeht: Meine Kinder sind 12 und 7, und selbst für die Jüngere ist die Verantwortung (!) für eine Aufgabe hier zu Hause mitunter zu viel, was ich aber okay finde. Wenn etwas nicht so läuft, suche ich die Lösung auch immer bei mir, denn ich sehe mich bzw. uns als Eltern in der Verantwortung. Bei K1 ist es anders: Ich muss sie manchmal eher bremsen, weil sie gerne Verantwortung für K2 übernimmt, die Mutterrolle, und das, so finde ich, geht nicht.

  3. Snowqueen sagt:

    Ich finde, Verantwortung zu übernehmen geht schon bei ganz kleinen Kindern. Aber diese muss, wie du es schon schriebst, bei ihnen selbst ansetzen: Mein 15 Monate alter Sohn übernimmt für sich selbst Verantwortung, wenn er auf den Stuhl klettert, um am Tisch sitzen und essen zu können. Ihn hält da keine Kindersicherung und auch ich passe nicht explizit auf ihn auf. Ich bin zwar in der Küche, aber ich laufe herum, ich koche, ich wasche ab. Würde ich auf ihn aufpasen, oder ihn auf dem Stuhl anschnallen, nähme ich ihm die Verantwortung für sich selbst ab. Das ginge natürlich – aber dann würde er lernen, sich auf mich zu verlassen, statt auf sich selbst. So entstehen (erwiesener Maßen) sehr viel mehr Unfälle. Er geht auch, obwohl er noch nicht läuft, allein die Treppe hoch und runter. Er hält sich dabei gewissenhaft am Geländer fest und natürlich dauern die 2 Etagen ewig, aber er möchte es so und ich lasse ihn – mit aller Selbstverantwortung (ich stehe daneben und warte, aber ich halte ihn nicht fest).

    Auch das Anziehen von wettergrechter Kleidung kann in der Verantwortung der Kinder liegen. Sie wissen selbst am besten, ob ihnen kalt oder heiß ist. Wenn sie in Sandalen loslaufen wollen, obwohl
    es schon Herbst ist, dann vertraue ich ihnen. Das konnte ich nicht von Anfang an, das war ein großer Lernprozess für mich. Mittlerweile weiß ich, dass ich ihnen auch dort die Verantwortung, auf sich selbst zu achten, nicht abnehmen darf. Ich habe natürlich immer eine Jacke dabei, wenn ich denke, es könnte ihnen zu kalt sein, aber bisher wurde die nur ein oder zwei Mal gebraucht. Und vom Laufe in Sandalen im Herbst ist die Welt auch nicht untergegangen, wie ich dachte.

    Interessanterweise bin ich beim Zähneputzen nicht so entspannt, wie du- dort putze ich noch immer nach. An diesem Punkt möchte ich meine Verantwortung als Elter nicht angeben (obwohl die Zähne ja nicht mir gehören).

    Ich glaube fest daran, dass Kindern und Jugendlichen heute zu wenig Verantwortung übertragen wird. Ich bin mit 6 ganz selbstverständlich allein zur Schule gelaufen: Dort pünktlich anzukommen lag in meiner Verantwortung. Ich bin mit 9 mit Bus und U-Bahn gefahren, um zum Handballtraining zu kommen: Es lag in meiner Verantwortung, pünktlich loszufahren, an meine Sachen zu denken und den Weg zu meistern. Solche Verantwortung wird heute leider vielen Kindern abgenommen, weil es zu gefährlich scheint.

    Andererseits, denke ich zum Beispiel an die Hausaufgaben für die Schule, bin ich zwiegespalten – eigentlich müssten die Kinder diese eigenverantwortlich machen. Man kann als Elternteil natürlich ‚da‘ sein und für Nachfragen offen. Aber man sollte die Kinder nicht drängen, sie zu machen. Natürlich hängt da ein riesiger Rattenschwanz dran – denn wenn die Kinder sich entscheiden, keine Hausaufgaben zu machen, dann könnte es sein, dass ihre Zensuren schlechter werden und sie vielleicht sogar sitzen bleiben oder nicht aufs Gymnasium dürfen. Welches Elternteil schafft es, diese Verantwortung wirklich als Verantwortung des Kindes zu sehen, mit allen Konsequenzen? Wahrscheinlich keiner, oder? Ich schließe mich da mit ein. Meine Kinder sind noch nicht in der Schule, aber ich bin mir sicher, dass ich echt uncool beim Thema Hausaufgaben reagieren werde. Obwohl ich weiß, dass ich auch da loslassen müsste und darauf vertrauen, dass Kinder verantwortungsvoll agieren, wenn man sie nur lässt. Wie beim Hochstuhl und meinem Kleinkind….

    LG, snowqueen

  4. Mama notes sagt:

    Huhu, ich putze die Zähne auch immer nach! Steht oben und ist mir wichtig, alles andere fände ich in dem Alter auch verantwortungslos von den Eltern.
    Thema Schulweg allein oder verantwortlich gemacht werden für Gefühle sind gute Punkte. Letzteres wäre klar eine Überforderung und ungerecht. Ersteres halte ich auch für wichtig, solange Verkehr- und Ampelsituation so halbwegs mitspielen.

  5. Julia sagt:

    Wieder ein tolles Thema! Ich stimme mit Deinem Text in sehr vielen Punkten überein. Allerdings stolpere ich darüber: „Denn der einmal erteilte Verantwortungsbereich soll dann auch beibehalten, erinnert und bearbeitet werden. Dafür muß ich sorgen. “

    Echte Verantwortung würde für mich heißen, dass ich gar nicht eingreife und nur ggf. begleite/tröste, wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie sie das wollte. Nehme ich aber das Ergebnis vorweg, wie etwa „Kind muss Jacke anhaben“, dann stelle ich ihr eine Aufgabe, von der ich will, dass sie erfüllt wird. Ich will dann, dass sie übt, diese Aufgaben zu erfüllen, weil ich das vorgebe.

    Um Verantwortungsbereiche kümmere ich mich umfassend, d. h. ich werde eben nicht erinnert und hingewiesen. Beispiel: Wenn ich meinem Mann die Verantwortung wirklich abgebe, sich einen Tag um unsere Tochter zu kümmern (was ja ohnehin UNSER Bereich ist), dann erinnere ich ihn nicht an Essen, Kleidung etc. Dann ziehe ich mich raus und er darf entscheiden, gestalten und eben auch die Konsequenzen sehen.

    Und das sehe ich bei meiner Tochter genauso. Daher gibt es nur sehr, sehr wenige (Teil-)Bereiche, in denen sie Verantwortung haben kann – eigentlich nur Dinge, die sie direkt/ihren Körper betreffen. Sie darf entscheiden, ob ihr warm/kalt ist, sie Durst/Hunger hat, ob der Boden pieksig ist oder sie keine Schuhe braucht. Sie weiß wann und von wem sie angefasst/geküsst werden will und mit wem sie sprechen möchte. Sie entscheidet, wann ihr etwas weh tut.
    In manchen Bereichen kommt es auch auf die Tagesform an. Wenn sie z. B. sehr müde ist, dann lasse ich sie nicht einfach klettern, wo sie will. Wenn die Höhe zu gefährlich ist, dann passe ich auf. Und selbst in den oben genannten Bereichen fällt es mir schwer, von echter Verantwortung zu sprechen, da ich im Zweifel im Blick habe, ob Scherben auf dem Boden liegen, eine Jacke einpacke und die Schuhe in Griffweite habe.

    Wenn sie älter wird, wird das sicher anders werden und sie wird „echte Verantwortung“ haben. Aber so darf sie schon etwas Verantwortungsluft, im Sinne von Selbstbestimmung, schnuppern.
    Die Verantwortung in letzter Konsequenz liegt noch bei uns Eltern.

    Liebe Grüße
    Julia

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