Was werden wir wohl unseren Kindern erzählen, wenn sie uns später fragen, was wir im Sommer 2015 getan haben, als alles anfing? Wenn sie uns fragen, was wir in unserem Leben getan haben, um Flüchtlingen zu helfen? Was werden wir antworten können, wenn unsere Kinder wissen wollen, wo wir waren, als es darum ging, das Jahrhunderproblem Flucht anzugehen; was wir getan haben gegen den Fremdenhass?
Den Anblick von verzweifelten Menschen, die aus ihrer Heimat vor Hunger, Krieg, Elend flüchten müssen, kennen wir von Fotos alle seit Monaten. Die Wirkung auf mich lässt nicht nach. Es zerreisst mir das Herz, als Mensch, als Mutter. Mein Mitgefühl, meine Solidarität und mein Helfen-wollen gilt ihnen.
Es ist mir ein solches Anliegen diesen Text zu schreiben, meine Position zu beziehen und mich klar für Menschlichkeit und für Menschenrechte auszudrücken, obwohl ich nichts weiter sagen kann, als das. Es klingt so banal, so naiv. Vor den elenden Gesichtern auf den Fotos und vor ihren Geschichten fällt mir einfach nichts mehr ein, außer: Willkommen, liebe Flüchtlinge. Ich hoffe, Ihr kommt hier zu Ruhe, ich hoffe, wir können Euch hier helfen.
So ging auch ein Empörungsschrei durch das Internet, als bekannt wurde, unter welch schrecklichen Bedingungen Flüchtlinge in Berlin Moabit vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (kurz: LaGeSo) tagelang bei Hitze und Regen obdachlos auf ihre Notunterkünfte warten mußten. – Grauenhafte Bilder und noch schrecklichere Beschreibungen rüttelte viele Menschen auf, und dafür bin ich dankbar und froh, denn die darauf einbrechende Hilfewelle war groß, wenn auch noch lange nicht abschließend erfolgreich. Leider ist die Lage vor dem Lageso und in vielen anderen Zeltstätten und Behörden alles andere als entspannt, wie dieser Facebookpost von Christiane Beckmann und diese Meldung der tagesschau zeigt, aber die Hilfewelle zeigt: Wir sind viele, wir wollen helfen, wir tun was und wir schaffen das auch. Danke an alle von meiner Seite dafür, auch wenn das wieder banal klingt.
Es ist eine Katastrophe, die da gerade passiert
Dieses Engagement kann Versäumnisse und die Unfähigkeit der Regierung und Bürokratie Deutschlands nicht ausgleichen. Es ist es eine menschliche und politische Tragödie, die hier gerade passiert. Eine Tragödie, die von den Politikern eher angeheizt wird, als ihr entgegen zu wirken. Es fehlt die eindeutige Aussage der Kanzlerin gegen die fremdenfeindlichen Übergriffe, gegen fremdenfeindlich initiierte Kriminalität und gegen fremdenfeindlichen Terrorismus (ja, Terrorismus sollten wir das nennen), gegen brennenden Asylbewerberheime, gegen rechtsextremistische und fremdenfeindliche Hetze im Internet, auf der Straße, sonstwo. Es fehlt die Kanzlerin, sie ist nicht präsent, sie scheint abgetaucht. Sie sitzt aus. Aber hieran kommt sich nicht vorbei! Enttäuschenderweise und auch katastrophalerweise fehlen diese klaren Aussagen bei den allermeisten Politikern. Statt dessen Anbiederung an die rechtspopulistische Front, Stimmungsmache gegen Flüchtlinge, Aufheizen des Begriffs Wirtschaftsflüchtling und weitere Brandstiftereien. Wie sehr mich das erschreckt, schockt und anwidert, vermag ich gar nicht in Worte zu fassen.
Dabei gibt es viele politische und sogar auch wirtschaftliche Gründe, Flüchtlinge in unserem Land aufzunehmen, die Geschichte Deutschlands mit Gastarbeitern und Migration zeigt das auch. Ein großer Teil des Wirtschftswunders, ein großer Teil der stabilen (ja, im Vergleich zu restlichen Welt, stabilen, hört auf zu heulen) wirtschaftlichen Lage, verdanken wir MigrantInnen und GastarbeiterInnen. Und nein, das Boot ist auch noch lange nicht voll. Letztens las ich irgendwo, dass wenn 2015 tatsächlich 650.000 (mittlerweile stehen Prognosen auf 800.000) Flüchtlinge zu uns kämen, wäre das nur eine Person je Quadratkilometer mehr. So schnell muß also niemand ungewollt kuscheln.
Mir fehlen die Worte – und die Contenance – um die ekelhafte Propaganda von rechten und fremdenfeindlichen Menschen zu widerlegen. Ich werde unten dazu ein paar Artikel verlinken, die das sehr präzise können.
Links für Flüchtlinge – hier kann man helfen
Überregional
- Wie kann ich helfen? Sammlung von Hilfsprojekten für Flüchtlinge in Deutschland
- Wie kann ich helfen -Vergessen Sie die Frauen nicht – Wie Sie speziell den geflüchteten Frauen helfen können
- Ich helfe jetzt. Internetportal für eine bessere Versorgung von Flüchtlingen in unserem Land
- Facebook-Gruppe: Ein Herz für Flüchtlinge (überregional)
- Flüchtlinge Willkommen – WG Zimmer für Flüchtlinge
- Flüchtlingspate werden, ab 10 Euro im Monat. Flüchtlingspate Syrien.
- Pro Asyl – Refugees Welcome
Regional
- „Blogger für Flüchtlinge“ haben ein Fundraising ins Leben gerufen, das Geld für den Verein Moabit hilft sammelt. Über die Aktion lesen könnt Ihr auch hier.#BloggerFuerFluechtlinge
- Moabit hilft. Hilfe regional am LaGeSo
- Es gibt viele weitere Facebook-Gruppen für die diversen Städte und Regionen Deutschlands, wo man ehrenamtlich Flüchtlingen helfen kann. Ihr findet es bei Facebook einfach unter dem Suchbegriff Flüchtlinge, Flüchtlingshilfe, Refugees Welcome etc.
- Wohnungen für Flüchtlinge Berlin
- Ehrenamtliche Hilfe für Flüchtlinge Hamburg
- Facebook-Gruppe Düsseldorf: Flüchtlinge sind in Düsseldorf willkommen und Webseite.
- Flüchtlingshilfe Berlin
Artikel und Beiträge zum Thema Flüchtlinge und Flüchtlingshilfe
- „Mein Mitbewohner, der Flüchtling„, Der Tagesspiegel
- Post von Lucie Marshall zum Thema Flüchtlingshilfe mit vielen Links von Hilfsorganisationen. Vielen Dank, liebe Lucie, ich führe die Links hier der Einfachheit halber nochmal mit auf.
- Herzdamengeschichten – Wirtschaftsteil. Eine lohnende Link- bzw. Textsammlung über Flüchtlinge
- Einer der ersten Blogpost zum Thema kommt von Frau Meike: Die Sonne der eigenen Anständigkeit
- Eine Bloggerin erzählt, was sie als Helferin im Lageso erlebt hat. „Wie ich das Flüchtlingsdrama am LAGeSo in Berlin erlebt habe“.
- Süddeutsche Zeitung, „Flüchtlinge. Das Jahrhundert-Problem“. Ein Kommentar von Heribert Prantl.
- “Der Flüchtling klaut mir meinen Fernseher! Oder: Verarscht fühlen ist das neue 20.“ Ich teile die Meinung inhaltlich, wäre jetzt aber nicht meine Wortwahl. Muss aber auch nicht. Die wütende Energie dahinter kann ich sehr gut verstehen.
- Gleiches gilt für die Aussage in Enno Lenzes „Ich bin kein Natzi, aber…“-Video. Recht hat er, eine andere Tonart und Wortwahl hätten mir persönlich besser gefallen, bzw. ich denke, sie hätten für mehr Kommunikation und mehr Aufklärung gesorgt. Aber vielleicht muß das so einfach auch mal sein.
Texte zum Thema Familiengeschichte und Flucht
- Bloggerin Béa Beste erzählt, „Auch ich bin ein Flüchtling“ und verrät, warum das Wort „nur ein Wirtschaftsflüchtling“ falsch ist.
- Charming Quark:Eine wahre Geschichte von Krieg, Flucht, dem Leben danach und was das mit dem Heute zu tun hat
- Ebenfalls zum Thema Familiengeschichte und Flucht Andrea Harmonika: Königsberger Klopse.
- Zoes Zuhause: Flucht
Argumente für die Flüchtlingshilfe und gegen Rassismus
- Pro Asyl: Rechte Hetze bekämpfen.
- PDF-Download: „Pro Menschenrechte. Contra Vorurteile. Fakten und Argumente zur Debatte über Flüchtlinge in Deutschland in Europa.“
- Fakten gegen Vorurteile: Pro Asyl entgegnet häufigen rechtspopulistischen Floskeln, wie „Wir können doch nicht ganz Afrika aufnehmen“ oder „Die meisten sind nur Wirtschaftsflüchtlinge“. Ganz großartig.
Update: Artikel zum Thema Hate-Speech / Hetze im Internet
Ein Thema, das ich gerne noch ergänzen möchte: Das Internet hat ein Hate-Speech Problem, und es ist nicht gerade klein. Die Hasskommentare gegen Flüchtlinge auf Facebook und auch anderswo sind gefährlich! Online-Hetze kann zu Gewalt führen, das haben wir ja leider mit den brennenden Flüchtlingsheimen erfahren müssen. Doch es gibt einen Weg, das zu verhindern: sachliche, friedfertige Gegenrede. Fight hate with love. Wieder etwas, das banal und naiv klingt, aber nachweislich richtig ist, wie Sascha Lobos Text zeigt.
- Sascha Lobo:Rassismus: Wie aus Netzhass Gewalt wird und was dagegen hilft
- „Brummifahrer haltet drauf!“ Facebook hat ein Hatespeech-Problem – und erkennt es nicht – Der Text zeigt, das Facebook jede Grundlage hätte, Löschungen vorzunehmen, es aber nicht tut. Egal wie viele andere Nutzer ein Post melden.
- Und natürlich allen voran Anja Reschke mit ihrem Tagesthemen-Kommentar“Mund aufmachen, Haltung zeigen!, der eine große Motivation auslöste, tatsächlich Gegenreden zu schreiben. Danke, liebe Frau Reschke!
Update: „Die gute Tat“ habe ich wieder gelöscht, weil da irgendwas sehr merkwürdig ist. Statement „Moabit hilft“: „Klarstellung: Diese Liste und Hilfsaktion wird ausschließlich von “Moabit hilft” koordiniert und gepflegt. Weder “Gute-Tat.de”, noch das LaGeSo, noch der Berliner Senat, noch eine der anderen karitativen Organisationen unterstützen uns bis heute (Stand 19.8.2015) bei der Logistik oder Finanzierung oder ärztlichen Versorgung der Flüchtlinge im notwendigen Umfang vor dem LaGeSo, außer durch die Bereitstellung von Räumen innerhalb der Öffnungszeiten und ein kleines Team der Johanniter. Eine ausführlichere Klarstellung finden sie von Mareike Wenzel geschrieben hier“
Wenn Ihr noch weiter Links habt, die in meine Sammlung passen, postet Sie mir bitte, ich nehme sie gerne in meine Sammlung auf.
Danke Sonja!
Danke für deine ehrlichen Worte! Du sprichst mir aus der Seele.
Ich war so frei und habe dich in meinem heutigen Post verlinkt.
Liebe Grüße, Sandy
Ein guter Artikel mit wertvollen Links. Eine ganz prima Idee.
Ich habe dich daher gleich mal aufgenommen in meine spontane Flüchtlingshilfe-Linkseite:
http://www.rosemarie-benke-bursian.de/startseite/fl%C3%BCchtlinge-willkommen/
Viele Grüße
Rosemarie
http://www.rosemarie-benke-bursian.de
Tolle Auflistung.
Die Save me-Kampagne, unterstützt von Pto Asyl, würde noch gut rein passen. Mittlerweile hst sie in über 50 Städten lokale Gruppen mit Partnerschaften für Flüchtlinge etc.
http://www.save-me-kampagne.de/
Das ist ein sehr guter Artikel mit wertvollen Links. Ich habe bereits vor Wochen einen Beitrag über dieses Thema geschrieben und es lässt mich nicht mehr los. Zur Zeit kämpfe ich mit Behörden und habe das Gefühl, dass von diesen Hilfe bewusst ignoriert wird.