Es war herrlich. Ich war im Flow. Ich war cool. Ich hatte einen Plan und nichts konnte mich stressen. Ich befand mich zwei Tage vor dem Geburtstag von Kind2 und begann einen wunderbaren aber leicht selbst-beweihräuchernden Post darüber, wie die Vorbereitungen so liefen. Denn sie liefen gut. Ich hatte einen old-school Kindergeburtstagsplan, ohne Motto, ohne farbliche Vorgaben, ohne Fondant usw. Nichts, was mich herausgefordert hätte, war dabei, und dennoch war ich mir sicher, dem Kind einen schönen Tag – bzw. zwei Tage – bescheren zu können.
Den Post konnte ich allerdings nicht abschicken, weil Arbeit dazwischen kam. Und dann war der Tag vor dem Geburtstag und ich im Flashbackmodus. „Jetzt vor drei Jahren“ – ist die Fruchtblase geplatzt, – ist der Küchenschrank runtergekracht, – saß ich frustriert auf der Couch – wartete ich auf die Wehen und fürchtete ins Krankenhaus gegen zu müssen, – war ich schlecht gelaunt, weil ich nicht backen konnte, – wartete immer noch auf die Wehen und wunderte mich über dieses Ziehen um Bauch…. (Erzählt hab ich das alles mal im Geburtsbericht von Kind2, wenn hier jemand Interesse hat?) Wann wird diese Sentimentalität vor den Kindergeburtstagen eigentlich aufhören?
Nachmittags am Tag davor, wollte ich backen und die Kinder sollten hübsch brav im Kinderzimmer spielen, sagte mein Plan. Aber daraus wurde nichts. Es lag nicht an den Kindern, sondern an der Motte.
Die Kinder und ich hatten einen Teig schon zusammen gerührt und stellten den zum Erkalten in den Kühlschrank. Es klappte alles ganz gut und nun wollte ich ein bisschen den Küchenboden staubsaugen. Kind1 wollte helfen und schnappte sich den Besen ….. als …. eine circa 1cm große Motte aus dem Besen krabbelte und über den Küchenboden lief!!! Warum durch mein Geschrei und Gekreisch das Jugendamt nicht vor der Tür stand, verstehe ich bis heute nicht. Die Kinder kennen ihre Mutter ja und blieben locker, ich halt nicht. Ich zermalmte die Motte kreischend (!) unter dem Besen. Die Zeiten des Zen-Buddhismus war vorbei und mein Karma um einen Punkt ärmer.
BAH!
Ich zwang mich, das zermatschte Insekt näher zu betrachten, mich irritierte, dass es krabbelte und womöglich doch ein Käfer…. ! Aaargh! Obereklig. Es war aber eine halb zu Staub, halb in einzelne Flügel zerfallene Motte, die ich schleunigst entsorgte. Dann tat ich das, was moderne Mütter heutzutage so tun. Ich googelte „Motte in der Speisekammer“ und blickte in den Abgrund! Krankheitsüberträger seien sie, die Lebensmittelmotten, stand da. Und wenn man eine sieht, sind es gleich mehrere. Ganz zu schweigen von den Larven in allen Ritzen. Man solle alles waschen und die Ritzen föhnen, die Hitze tötete die Larven ab.
Ich entsorgte also den Besen, aus dem die Motte krabbelte. Sowie ungefähr alles andere, das sich in dem Kämmerchen befand. Also alle bereits geöffnete Vorräte wie Mehl, Haferflocken und Müsli, auch alle Plastiktüten, die Weidenkörbchen. Die Schürzen, die ich nie trage, kamen in die Kochwäsche, alles wurde ausgeräumt, abgesaugt, abgewaschen. Zwischenzeitlich kam der Mann nach Hause und half mir. Es handelte sich um drei volle Mülltüten. Man wundert sich, jetzt ist in dem Kämmerchen jedenfalls Platz für meinen Blender und für die Küchenmaschine. Es hat alles zwei Seiten.
Ritzen auswaschen und föhnen? Nun ja. Wir wohnen in einem Altbau. Wir haben keine Fußbodenleisten, die Wand geht in einer riesigen Ritze in den Fußboden über, die Stromkabel oben laufen offen von Ecke zu Ecke, kommen aus einem dicken Loch, gehen in ein dickes Loch. Wir haben eine Wandregal mit offenen Wandträgern, alles ist Ritze in diesem Kämmerchen! Ich saugte alles irgendwie ab und ließ meinen Pragmatismus siegen. Sprich: Hier wird nicht jede Ritze geföhnt und zugespachtelt wird auch nichts. Basta.
Dann doch: die Kuchen
Spät abends, als die Kinder im Bett lagen, konnte ich dann doch backen. Der Kuchen wurde sehr lecker, ich backte den Käsekuchen mit Johannisbeeren für die erwachsene Verwandtschaft nach dem Rezept von Ichlebejetzt. Sehr lecker und gar nicht schwer! Also in der Herstellung. Auf den Hüften bestimmt :) Und für das Geburtstagskind backte ich einen Zitronenkuchen mit Zuckerguß und Smarties und Gedöns. Im Gegensatz zum Geburtstagskuchen von Kind1 vom letzten Oktober, bemerke ich einen Fortschritt in meiner Smarties-Hinlegekunst, ich möchte dass Ihr dies bemerkt. Wobei ich glaube, Smarties lassen sich in Zuckerguß unfallfreier ablegen als in Schokoguss.
Der Geburtstag war wunderschön. Kind2 rief den Gästen „Iss habe Geburtstaaaag!“ zu und freute sich über seine Geschenke. Der Mann und ich haben das Wohnzimmer mit Girlanden, Ballons, Blumen und Kerzen geschmückt, den Gabentisch dekoriert und damit unser Kind nachhaltig beeindruckt. Die Kinderaugen strahlten, mein Mutterherz bubberte und es war wild, chaotisch und schön.
Zum Kindergeburtstag ein paar Tage später, kam allerdings leider nur ein Gast! Zuerst war ich sehr geknickt. Ein zweiter Gast mußte kurzfristig absagen, ein dritter war noch im Urlaub. So schade. Kind2 merkte das gar nicht, glaube ich. Es war glücklicherweise sein bester Kita-Kumpel, der kam, Kind1 war ja auch dabei und wir hatten einen schönen Nachmittag mit Kuchen, spielen, Stop-Tanz, Lego bauen, Bild malen, Buch vorlesen und Toben. Abends waren die Kinder fix und fertig.
Heute Abend, einen Tag nach dem Kindergeburtstag, kam er nach dem Zubettgehen nochmal raus und sagte: „Mama, iss will niss slafen. Iss will ein Geburtstagskind sein!“ Ich werte das als vollen Erfolg und als ein zufriedenes Kind.
Ich bin glücklich, dass Kind2 glücklich ist. Und ja, ich schaue seitdem jeden Tag im Kämmerchen nach, ob irgendwas kreucht. Tut es aber nicht. Pfuibäh!
Sehr schön beschrieben, speziell die Motten-Panik, und natürlich alles Liebe nachträglich!