Eigentlich eine One-Word-Story: mehr Entspannung. Ok, zwei Wörter. :) Aber es stimmt: ich bin viel entspannter, seit ich selbständig und im Home Office arbeite. Hier schreibe ich Euch mal auf, warum das so ist und was das mit Unterhosen zu tun hat – oder auch nicht.
Ähm ,naja, Ich bin viel entspannter, seitdem ich im Home Office arbeite, WENN man dabei bedenkt, dass ich als Vollzeit aber verteilt über den Tag arbeitende Mutter eh von Termin zu Termin hetze, mit meinem Kalender auf Kriegsfuß stehe und nie das tollste Nachmittagsprogramm im Angebot habe.
Wenn man das aber mal eben außer Acht lässt (Überlebensstrategie im Alltag Nummer Eins!) dann ist von zu Hause aus arbeiten einfach das Beste.
I heart Home Office, weil
- Ich bin frei. Grundsätzlich wäre ich auch ein freier Mensch in einer Festanstellung, man kann ja immer kündigen und überhaupt ist das ja ein freies Land hier. Mein Bauch sieht das aber anders. Ich habe das schon meinen Freundinnen versucht zu erklären, die mit Sicherheit, bezahlten Krankenkassenbeiträgen und Rente als Argumenten kamen. Recht haben sie. ABER! Ich ticke im Kopf besser, wenn ich gefühlt nur mir verpflichtet bin und nicht der Arbeitgeberin. Ich arbeite besser, bin kreativer und selbstbewußter. Das habe ich bereits drei Mal im Leben vor und nach Selbständigkeiten bzw. Festanstellungen an mir bemerkt.
- Kein Machtgefälle, kein Maulheldenterror, kein Zickenkampf. Keine Grabenkämpfe über wer mal Abspülen muss, wer was im Kühlschrank vergessen hat oder mal wieder ein paar Süßigkeiten mitbringen sollte. Einfach plain old me und Kommunikation mit Kunden, Freunden und Bekannten auf Augenhöhe.
- Ich kann auch morgenmuffelig am Schreibtisch sitzen und trete damit niemanden auf den Schlips.
- Ich kann auch in Unterhose am Schreibtisch sitzen, wenn ich das möchte. Nicht, dass es mir ein besonderes Vergnügen wäre. Aber diese Unterhose taucht in allen Home Office Für-und-Wider Beiträgen auf. Vermutlich muß das so, daher wollte ich nicht hinten an stehen. Und ich habe natürlich die schickste Unterbuxen!!! Aber mal im Ernst: an heißen Sommer- oder extrakalten Wintertagen hat das Scheiß-egal-wie-es-aussieht-hauptsache-ich-überlebe Einkleiden eindeutige Vorteile.
- Das hat eigentlich auch mit der Unterhose am Schreibtisch zu tun: Ich kann arbeiten, wann ich will, wann ich eine gute Idee habe, eine Mail beantworten will oder so. Ich kann mich auch danach erst anziehen (wenn der Mann die Kinder in die Kita bringt).
- Egal ob ich die Kinder in die Kita bringen muß oder nicht, ich habe es nicht weit zum Schreibtisch. Entweder 10 Sekunden oder eben maximal 30 Minuten (7 Minuten Kitaweg jeweils plus Aufenthalt und Verabschieden dort).
- Ich habe das bessere Mittagessen. Ok, wenn ich zu Mittag esse. Das ist ehrlich gesagt einer der Nachteile an Teilzeit oder Aufteil-Arbeit, das Mittagessen fällt flach, weil ich die Zeit nicht finde. Oft aber finde ich sie auch und kann mir etwas Schnelles, Gesundes kochen. Ich muß nichts aufwärmen oder morgens früh in aller Schnelle Salat schnippeln. Herrlich. Ich bin einfach der Typ gekochtes zu Mittag!
- Ich kann bei längeren Telefonaten herumlaufen, mich auf die Fensterbank setzen, aufs Sofa gehen oder auf den Balkon. Ich kann überhaupt auf dem Stuhl herumschlunzen, die Beine hochlegen und tun, was meinem Rücken und Beinen gut tut.
- Wenn mal ein Kind krank ist, muß ich niemandem etwas erklären. Natürlich habe ich Deadlines, aber meistens kann ich schieben. Kunden muß ich nichts erklären, weil die schlicht nicht wissen, wann ich für sie am Schreibtisch sitze. Ich muß das nur mit dem Mann
ausfechtenabstimmen, wann wer die wichtigeren Termine hat und mit dem Kind zum Arzt geht. (Und ich muß das mittlerweile mit dem festen freien Kunden absprechen, es hat alles Vor- und Nachteile). - Ich muß mich nicht schick machen und nicht schminken, wenn ich nicht will. Ehrlich, das klingt so bescheuert und so unwichtig. Aber ich finde es großartig. Im letzten Agentur-Job fand ich es ungeheuer anstrengend, morgens einigermaßen schick auszusehen und angemessen geschminkt zu sein. (Und ja, ich will das und nein ich will nicht ungeschminkt in den Job gehen.) Nicht, dass ich besonders dick geschminkt wäre, aber es kostet mich wertvolle Zeit. Und nee, in 5 Minuten schaffe ich das mit Make-up, Concealer, Wimperntusche und Rouge nicht. Das dauert 10. Abgesehen von den Haaren. Und den Klamotten. Und dem Bügeln. Das fällt alles weg. Hurra, ich bin frei. Ich schminke mich übrigens gerne, nachmittags, abends, später am Vormittag, wenn ich möchte.
- Ich bin frei im Kopf. Sagte ich das schon? Egal. Ich bin frei im Kopf. Das selbständig arbeiten macht mich selbstbewußter und besser. Ist so wichtig, gehört an den Anfang und das Ende dieser Liste.
The Downside of the Homeoffice und was bei mir hilft
- Einsamkeit
Da ist niemand, der mit Dir redet, fragt, wie es Dir heute geht oder mit Dir Mittagspause machen möchte. Du sitzt nur vor dem Rechner und tippeditippst vor Dich hin.
Das Problem hatte ich am Anfang. Jetzt habe ich einen festen freien Job, wo ich 2 Mal wöchentlich in muß. Das hat ein paar Nachteile (längere Anfahrt, bissl schminken und nicht nur in Unterhose erscheinen. Scherz!) aber ich komme raus und werde sozial gelüftet.
Als ich den Job noch nicht hatte, fing ich an zu Netzwerken. Ich ging auf Barcamps, die ich spannend fand, ich traf mich mit Mompreneurs, wir bildeten kleine Netzwerke und tauschten uns über das Selbständigsein aus. - Innerer Schweinehund
Joah, den kenne ich. Der ist dagegen, dass ich Sport mache, mich nur vegan und bio ernähre und wenig Süßigkeiten esse. Der hat was gegen Buchhaltung, Steuern, Ablage und Gedöns und überhaupt. Ganz ehrlich: Den kenne ich auch noch aus der Festanstellung. Ablage? Rechnungen schreiben? Küchendienst? (Sport, Ernährung, whatever) Der Typ ist eh immer da. Da ändert sich im Leben nix. Und so groß, dass ich gar nicht an den Schreibtisch ginge, war der nie. - Prokrastination
Der kleiner Arschlochfreund des Schweinehunds, keine Frage. Aber es ist auch ganz schön kuschelig, manchmal, so prokrastinierend. Und tatsächlich bekomme ich durch aufmerksames im Internet prokrastinieren auch ganz gute Ideen. Zum Glück interessiert mich, was ich mache und ich prokrastiniere oft themenverwandet. Ich zähle das (im Rahmen) zu kreativem Chaos. - Jetzt muß ich schon überlegen. Was jibbet denn noch nachteiliges? Im Home Office versacken? Nicht bei mir. Ich bin Mutter! Ich versacke nicht, ich muß bei Wind und Wetter die Kinder von der Kita abholen und mir dann was relativ nettes einfallen lassen. Das ist perfekt, weil quasi erzwungene Pause. Naja, Pause in Anführungsstrichen, denn nach der Zeit mit den Kindern bin ich komplett k.o. Aber ich komme an die frische Luft, trinke auch mal Kaffee, esse Eis und labere (zumeist) banales und unterhaltsames Zeug mit anderen Eltern. Meistens lese ich auch etwas (prokrastiniere im Smartphone). (Jetzt fragen sich wieder alle, warum in aller Welt die Mütter so kaputt sind, abends. Aber das ist ein anderer Blogpost).
- Man wird im Home Office nicht reich
Hängt das miteinander zusammen? Die große Karriere findet nicht unbedingt im Home Office statt, muß sich aber nicht ausschließen. (Definiere „große Karriere“ und definiere Deine Ziele) Von zu Hause aus zu arbeiten ist natürlich die kleinste Form der Selbständigkeit, ergo auch die eher kleinere Form der Vergütung. Trotzdem kann man auch in der Home-Office Selbständigkeit seine Familie ernähren. Sobald die Selbständigkeit wächst, das Ganze eine kleine (oder mittelgroße) Firma wird und man Mitarbeiter*innen braucht, geht es wieder ins Büro. So weit bin ich noch nicht. Aber das wäre schon toll und spannend. Frei im Kopf wäre ich dann ja immer noch.
Wie ist es bei Dir? Liebst oder hasst Du Dein Home Office? Welche Vor- und Nachteile siehst Du?
Eine schöne Aufstellung des Für und Wider bei der Selbstständigkeit und dem damit verbundenen Home Office. :)
Ich hatte vor ca. 2 Jahren für 5 Monate als Freiberufler gearbeitet. Leider lief das nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Bei den größeren Aufträgen musste ich beim Kunden vor Ort arbeiten und nur kleinere Dinge, sowie Aquise, Abrechnungen etc. konnte ich dann zu Hause machen. Das war vorübergehend okay, weil ich unbedingt aus dem neuen Job, den ich vorher angefangen hatte raus musste (mehr als 3 Monate habe ich es dort nicht ausgehalten), machte mir so aber auch keine Freude. Ich fand es doof, dass ich 8h beim Kunden sein sollte, wie eine Angestellte, um dann trotzdem meinem Geld hinterher zu rennen und den ganzen anderen Papierkram selbst machen zu müssen.
Aber selbst in dieser Situation war ein weiteres Problem für mich der Punkt „Einsamkeit“. Denn selbst wenn man mal 2 Wochen beim gleichen Kunden ist, so gehört man nie wirklich mit dazu, sondern ist immer der Außenseiter, der halt mit rein kommt. Ich habe mich dann nach den 5 Monaten wieder anstellen lassen und neu losgelegt und es ging mir damit definitiv besser. Selbstständigkeit ist großartig für den Kopf, man muss halt die richtige Form für sich finden. – Nun bricht bald eine neue Etappe mit Familienleben an und ich muss schauen, wie das in Sachen Vereinbarkeit dann nach der Elternzeit klappt. Ich bin gespannt.
Ich würde mir ja wünschen, dass die normalen Arbeitgeber – dort wo es möglich ist – auch mal mehr Home Office zulassen würden. Doch da steht wohl immer das Misstrauen im Weg, dass die Mitarbeiter dann nicht arbeiten. Das ist wiederum der Mitarbeitermotivation nicht übermäßig zuträglich. ;)
Liebe Chrissi, ja diese anwensend sein müssen bei festen freien Kunden ist wirklich hinderlich. Das sollte dann langfristig schon in die Bezahltung miteingerechnet sein.
Liebe Sonja,
dankeschön. Sehr launig aufgeschrieben. Ich bin auch immer noch heilfroh, dass ich nicht mehr irgendwo in einem Büro in Festanstellung sitzen muss. „Mahlzeit“ und sonstige Bürorituale konnte ich nie so wirklich leiden. Allerdings vermisse ich mein kleines, eigenes Büro in Köln, das ich fast 10 Jahre mit einer Freundin unterhielt. Mit den richtigen Leuten ist es schon schön, mal rauszukommen und nicht alles allein zu Hause zu machen. Dir jedenfalls einen schönen Tag in der Unterbuxe. :-)
Ja, so Co-Working könnte mir gefallen, wenn man sich wirklich mag. So ein Co-Working Space ist aber momentan eher nichts für mich. Hast Du das mal ausprobiert?
Schöner Artikel ! Das kann ich so unterschreiben. Ich bin zwar auch gerne im Büro, aber Home Office finde ich mega. Wie Du schreibst, die Vorteile liegen auf der Hand… und ich kann alleine viel effektiver arbeiten als im Team.
Festsnstellung mit 1-2 Home Office-Tagen, das ist ideal für mich. Und wer sagt, dass Arbeitgeber grundsätzlich gegen Home Office sind? Man muss ihnen vielleicht 3-4 Wochen beweisen, dass es klappt und dann läuft dat……
Super Artikel!
Ich liebe mein Home office. Für mich ist das Arbeiten mit Kind deutlich einfacher und entspannter zu vereinbaren.
Wenn Ferien sind oder das Kind krank ist muss ich nicht extra freinehmen.
Und mit Kind komme ich sowieso immer unter Leute, da brauche ich kein Büro!
Liebe Grüße
Vanessa/ https://www.psychologische-online-beratung.net