Seit 5 Tagen gießt es hier in Strömen. Bei Euch auch? Wir waren zu Hause und ich wollte gerne eine Beobachtung schildern, die mich sehr freut: Vielleicht erinnern sich die ein oder anderen an meinen dunkelsten Winter ever? Solche Zeiten scheinen vorbei zu sein, toi toi toi. Es gibt wenig Geknatsche, es gibt sogar mal ein paar Minuten Ruhe für mich und meine Kaffeetasse und es gibt ein entspannteres Miteinander.
Es liegt bestimmt am höheren Alter meiner Kinder, sie können nun einfach gut miteinander spielen. Die Große schlägt vor, der Kleine folgt bereitwillig. Und auch Streitereien sind jetzt schneller geklärt und abgeklungen. Wenn auch noch nicht auf dem pazifistischen Wege, den ich mir wünschen würde.
Helicopter Parenting – zu anstrengend und unnötig
Es liegt aber auch an mir. Ich habe nicht nur verstanden, dass mir „Helicopter Parenting zu anstrengend ist“ und ich keine Dauaeranimation erbringen möchte – und nicht muss. Ich habe auch verstanden, kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, wenn ich mir Zeit für mich alleine, für den Haushalt oder für sonstwas nehme. Und ja, so aufgeschrieben hätte ich das auch schon zur Geburt von Kind1 und noch davor unterschrieben. Aber zwischen Kopf und Bauch liegt eben doch ein langer Weg. Bei mir zumindest.
Ich weiß, dass unter dem Begriff „Helicopter Parenting“ noch eine Menge mehr verstanden wird, Überbesorgtheit, zu wenig Freiraum, diese Dinge. Für mich ist es aber genau dieses Gefühl, ständig parat und für die Beschäftigung der Kinder da sein zu müssen. Spielen mit den Kindern ist toll – und wichtig. Aber eben nicht ständig. Das tut beiden Seiten nicht gut, meiner Meinung nach.
Obwohl ich einerseits nie die Dauerbespaßungs- oder Helikopter Mutter war – vorallem nicht Draußen – beschlich mich zu Hause schnell ein unterschwellig schlechtes Gewissen. Natürlich haben meine Kinder das bemerkt – und das hat sie irritiert, vielleicht sogar verunsichert und verstärkte das Quengeln nach mir.
Irgendwann ist wohl auch in meinem Bauch angekommen, dass es ok ist, wenn ich etwas anderes mache als die Kinder. So schlicht und so einfach. Vielleicht ist das für die meisten hier keine dolle Erkenntnis. Ich möchte es aber zumindest für mich festhalten: Ich habe kein schlechtes Gewissen mehr, wenn meine Kinder „alleine“ und ohne mich spielen. Ganz einfach, weil es jetzt so gut geht.
Einfach da sein
Ich rede hier nicht von Bullabü und Friede, Freude, Eierkuchen. Hier fliegen auch die Fetzen zwischen den beiden Kindern. Aber es ist ok. Ich kann es einordnen, beide Kinder können sich durchsetzen, wissen sich zu helfen, kommen selbständig zu mir für Trost, Unterstützung, zur Einordnung des Zwists – oder zum Kuscheln.
Ich habe heute (nach meinem Job und dem Abholen der Kids) ein Paket mit Babyklamotten gepackt, Wäsche gewachen, Zeitung gelesen, die Küche aufgeräumt und gewischt. Das wäre früher nicht gegangen. Und ja, das hat einfach auch mit dem Alter der Kinder zu tun.
Ich staune trotzdem noch. Ist es die Henne oder das Ei? Meine Haltung oder die Interaktionsfähigkeit der Kinder? Wahrscheinlich eine Mischung aus Beidem.
Was hast Du in den letzten 10 Jahren gelernt?
Auf der republica wurden wir in dem Workshop „Programmieren für Nullcheckerbunnys“ gefragt, was wir in den letzten 10 Jahren gelernt haben. Eine Fremdsprache? Ein Instrument? Mir fiel auf die Schnelle ein bisschen Jobkram ein. Ein Teilnehmer erzählte, er sei in den letzten 10 Jahren 2 Mal Vater geworden und habe das Vatersein erlernt.
Recht hat er. Erlernt werden muss die Elternschaft. Und ich habe es auch gelernt – und lerne immer weiter.
Das fühlt sich gut an.
Bravo! Ich sehe das genauso. Und die Kinder haben Spass. Ich finde immer Kinder brauchen auch Zeit zum langweilen. Dann fallen ihn die besten Sachen ein und dann spielen sie ganz wunderbar. Und Geschwisterliebe (-und die dazugehörigen Streitigkeiten) sind doch etwas ganz wunderbares. Stelle immer wieder fest, wenn ich mitspiele ich da ein totales Ungleichgewicht reinbringe.
Hört sich guuuuut an :-)
Danke! <3 Ja.
Ich spiele auch nicht mit meinen Kindern, bin aber für sie da. Ich finde das total in Ordnung. Und ja: Eltern sein. Immer wieder neu zu Lernen. Das hat der Vater gut festgestellt (und du nochmal wunderbar zusammengefasst)
Ach, das hört sich ja sehr gut an, sehr entspannt. Und entspannte Eltern haben entspanntere Kinder. Vielleicht auch ein Faktor.
Und wir lernen doch nie aus und die Wissenschaft lernt auch nie aus und es gibt immer wieder neue Trends und Theorien. Wir müssen, für uns und unsere Kinder, unseren Weg finden, als Eltern, und als Menschen.
Ha, und ja, freies Spielen ist doch eine Win-win Situation. Die Kids lernen, sind kreativ und selbstständig, und Mama kann nen Kaffee trinken oder klarschiff machen. Perfekt! :-) So soll es sein.
Der hat wirklich sowas von recht! Elternsein muss man lernen. Das dauert und das fällt manchen schwerer oder leichter als anderen. Ich hab jedenfalls in den letzten zwei Jahren mehr über Kinder (nd mich selbst) gelernt, als ich geahnt hatte.
Am Lockerbleiben und Freiraumlassen arbeite ich noch. Mittlerweile denke ich aber immer öfter daran, dass ich ja ein Buch (okay: eine Zeitschrift) mit zum Spielplatz nehmen könnte! :-)
Ich habe ja „nur“ ein Kind, aber das kann zum Glück manchmal (!) auch zuhause alleine spielen…
Liebe Grüße aus Holland,
Kristine
ich hab gerade ähnliche Gedanken/Gefühle…mal sehen, wann ich zum verbloggen komme *hust* ;)
Oh Gott, wie froh bin ich, dass ich das gelesen habe.
Ich bin noch eine frische Mama, muss noch so viel lernen, finde mich gerade erst so langsam in meiner neuen Rolle. Mein Zwerg ist knapp 8 Monate, und er spielt sehr gerne alleine vor sich hin, ich soll bloß in greifbarer Nähe sein. Ich hab mich schon ständig gefragt, ob ich ihn „vernachlässige“, weil ich ihn so viel alleine spielen lasse, nicht ständig singe, mit ihm lache, mit ihm spreche sondern Kaffee trinke, am Handy schreibe, und ihm nicht die ganze Zeit Kontaktangebote mache. Wenn wir woanders sind, dann interessieren ihn auch nicht die Menschen dort, sondern er will sich die Umgebung angucken und krabbelt los. Er wirkt eher regelrecht gestört dadurch, wenn man ihn bei seinen Entdeckungstouren unterbricht. Irgendwann dann kommt er zu mir und sucht von alleine Kontakt.
Ich hab bisher schon immer ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich geglaubt habe, dass er bestimmt denkt, dass ich mich ja gar nicht kümmere und er alleine spielen muss… dass er emotional vernachlässigt sein könnte, weil er nicht die ganze Zeit in meinem Orbit kreist… dass er womöglich eine psychische Krankheit hat, eine Bindungsstörung, irgendwas … (piep piep, kleiner Vogel lässt grüßen).
Aber seitdem ich gestern diesen Eintrag gelesen habe, bin ich soooooo ereichtert! Ich hab so tief ausgeatmet, dass man einen Heißluftballon hätte damit füllen können. Es ist also gar nicht „meine Schuld“, sondern im Gegensatz sogar richtig gut, dass ich ihn einfach machen lasse! Ich hab auch gestern dann noch einmal mit anderem Blick drauf geachtet: er hat wirklich keinen Bock, dass ich ihn bespaße :-D Er will alleine vor sich hin spielen. Und wenn er nur meine Präsenz braucht, warum darf ich dann nicht auch etwas tun, worauf ich Lust habe?
Danke! Danke! Danke!
Vielen Dank für Deinen Kommentar, das freut mich wirklich unheimlich, dass Dich mein Artikel so erreicht hat. Ich habe auch wirklich noch von keinem Baby oder KLeinkind gehört, das nicht lautstark auf sich aufmerksam gemacht hätte, wenn es den Input der Eltern wollte ;)
Liebe Grüße
Anke, du schreibst mit aus der Seele! Genau das gleiche hab ich mir auch schon öfter gedacht! Ich hatte Angst, mein Kind zu vernachlässigen, wenn ich nicht 24 Stunden nach ihrer Pfeife tanze. Aber ihr tat/tut es gut, merke ich. Sie ist offen für alles und alle. Sie geht auf Leute zu wenn sie will sie spielt aber auch allein und erkundet liebend gern ihre Umgebung. Kommt aber auch wieder zurück zu mir um mur was zu zeigen oder damot uch ihr was zeige oder einfach zum kuscheln. Dein Blogg gefällt mir Mama notes! Da muss ich mehr lesen!
Danke für Deinen Kommentar und Kompliment, Wunschkind. Ich war erst verwirrt wegen „Anke“, aber das bezieht sich auf Deine Vor-Kommentatorin, richtig?
Ich freue mich, wenn Du mehr bei mir liest! :)
Ich weiß nur zu gut wie du dich fühlst. Meine beiden Zicken sind 5(sie wird in 3 Wochen 5) und 1,5 Jahre alt und es wird tatsächlich mit dem fortlaufendem Alter der Kinder besser.
Aber was mich besonders nervt sind dann „klugscheißer“-Kommentare von Müttern deren Kinder nur hab so als sind wie meine Älteste, die dann meinen mich davon überzeugen zu müssen, dass ihre Ansicht die Bessere sei. Dass ich aber rein vom Mutter-sein mehr Erfahrung aufweisen kann als sie, wird außen vor gelassen.
Neulich hat mir eine Mutter, deren Kind gerade erst ganz frisch 2 geworden ist, mich als verantwortungslos betitelt weil ich meine 5 jährige ab und zu alleine draußen spielen lasse. Dabei tut es überhaupt nicht zur Sache dass wir das seit fast 1 Jahr inständig üben und das immer wieder thematisieren was dabei zu beachten ist. Sie malt mit Kreide direkt vor der Haustür oder befindet sich auf dem Spielplatz direkt hinter dem Haus. Ich so: Wenn dein Kind 5 ist, reden wir noch mal darüber.
Man wird direkt verurteilt und angegriffen wenn man sein Kind nicht permanent überwacht oder der Meinung ist, man muss sein 2 jähriges Kind nicht permanent an die Hand nehmen, wenn man bereits mehrfach gesehen hat dass das Kind auch ganz brav neben einen her läuft – ganz ohne Mamas Hand. Jedes Kind ist einzigartig und deswegen reagiert auch jedes Kind anders. Meine 1,5 jährige Tochter ist nicht mal ansatzweise so weit, wie meine Große damals. Bei der muss ich schon sehr aufpassen im Straßenverkehr.
Warum legen manche Eltern so viel Energie und Wert drauf dass andere ihre Meinung und Überzeugung übernehmen??