Eigentlich ist es so klar, wie diese Buchbesprechung ausfallen wird, dass ich mich kaum traue, etwas zu schreiben. „Sehr gerne, Mama, Du Arschbombe“, ist so großartig lustig und klug, wie das Blog dasnuf von Patricia Camarata. Als begeisterte Leserin des Blogs kannte ich rund 90 Prozent der Geschichten im Buch, es ist quasi ausgedrucktes Internet. Allerdings schreibt Patricia noch über viele andere Dinge in ihrem Blog, im Arschbomben-Buch geht es aber um ihr Leben mit ihren Kindern. Und was sie sich sonst noch dazu ausgedacht hat.
Warum gibt es denn das Buch, wenn man eigentlich doch auch einfach nur durchs Blog klicken könnte? Weil das Buch eine Collection ist, eine Auswahl an Leben-mit-Kindern-Geschichten, auch ein paar ältere Geschichten aus der Zeit mit Kind1 oder mit Baby sind dabei, die ich noch nicht kannte und beim Stöbern auf ihrem Blog bisher auch nicht gefunden habe. Darum.
Warum hat mir das Buch so gut gefallen?
Ich habe mehrmals laut gelacht und zwar egal wo. Auf dem Spielplatz, im Park und auf dem Sofa. Beinahe hätte ich fremden Eltern im Sandkasten daraus vorgelesen, aber dazu war ich zu schüchtern. Dem Mann auf dem Sofa habe ich aber vorgelesen und zwar „R.I.P. Rosi“, eine meiner Lieblingsgeschichten. Ich kannte die Geschichte bereits aus dem Blog, mußte beim Lesen im Sandkasten erneut lachen und beim lauten Vorlesen auf dem Sofa kriegte ich mich nahezu nicht mehr ein. Der Mann übrigens auch nicht. Er riss mir das Buch danach aus der Hand und begann selbst darin zu lesen und zu kichern. Erst mehrmaliges Treten meinerseits gegen seinen Oberschenkel brachte ihn dazu, den Kindermund-Teil des Buchs laut vorzulesen. Alles Tweets von Patricia, die ich zum größten Teil auch schon kannte. Und? Wir lachten wieder beide. Seitenweises Umblättern, weil ich das Blog kenne, kam also nicht vor. Das Lesen ihrer Geschichten zünden in Buchform irgendwie nochmal so richtig. Ich bin entweder unverbesserliches Fangirl oder Patricias Art zu schreiben, die richtigen Wörter zu finden und ihr trockener und irgendwie absurder Humor werden bei mehrmaligen Lesen eher besser als schlechter. Oder beides.
An Patricia Cammaratas Art zu schreiben gefällt mir, dass sie in Alltagssituationen genau hinschaut und hinhört. Vielleicht macht sich da bemerkbar, dass sie ein Psychologie-Studium mit Diplom absolviert hat. Jedenfalls beobachtet sie ihre Kinder und zieht ungewöhnliche, witzige aber durchaus treffende Verbindungen vom Kinderalltag mit dem Rest der Welt. Beispielsweise in DER dasnuf-Geschichte überhaupt: Die Bastelmuttihölle. Ein Wort so wahr und schön, es gehört in den Duden! Und natürlich das Kapitel „Arschbombe“. Das scheint mir ein Klassiker zu sein, der genauso in jeder Familie vorkommt, nur anders.
Was mir noch so gut an ihrer Art des Erzählens gefällt ist, dass die Erzählerin irgendwann einfach abhebt und sich abstruse, komische und vollkommen unrealistische Dinge einfallen lässt, die aber trotzdem alles auf den Punkt bringen. Zum Beispiel die Kinder frühmorgens nicht wecken wollen, weil alles Ausschlafen dann vorbei ist, aber dringend zur Toilette müssen. Nur Eltern können dieses Dilemma verstehen! „Schau mir in die gelben Augen, Kleines“. Oder aber Clogging, die neue Familiensportart in Mehrfamilienhäusern.
Was mir noch so gut gefällt ist, dass Patricia Cammarata niemals verschweigt, wie nerven- und energieaufreibend es ist, Kinder zu haben und mit ihnen zu leben. Dabei ist der Untertitel „Tiefenentspannt durch die Kinderjahre“ sowohl ironisch als auch ernst zu verstehen. Obwohl sie manchmal ins Schwitzen kommt, wirkt ihre Erzählstimme doch immer, wie eine eigentlich durch nichts zu erschüttende tiefenentspannte Mama. Was so schön ist: Patricia verschweigt ebensowenig, wie unfassbar aufregend, lustig und bereichernd das Leben mit Kindern ist, ohne das jemals so auszudrücken. Sie zeigt es einfach, durch ihre Geschichten, wie verrückt großartig es sich anfühlt. Das liebe ich an ihren Geschichten so sehr.
Ihr Blog dasnuf ist für meine Blogliebe die Initialzündung gewesen, übrigens. Ich habe irgendwann mal „Mamablog“ gegoogelt, irgendwann anno 2010, ich Spätzünder. Nirgendwo fand ich, was ich suchte: kluge, witzige, traurige oder sonstwas Geschichten über das Leben mit Kindern. Ich fand nur Ratgeber, Werbeportale und Testwebseiten. Damals war die Elternbloggerlandschaft quasi noch nicht online. Jedenfalls fand ich nix. Dann fand ich Patricias Blog und meine Erwartungen wurden übererfüllt. Sie schrieb nicht nur wahnsinnig komisch und gut beobachtend über das Mutter-sein, sondern auch über alle möglichen anderen Dinge: Ihren IT-Job (dann verstehe ich immer nur die Häfte, aber wurscht), Politik, Feminismus, neuerdings auch über Hamsterräder und Trauer. Sie schreibt darin so ehrlich, präzise und menschlich, dass es mich sehr berührt und bewegt. Ihr Blog ist eigentlich kein Mama-Blog, aber sie ist Mama und schreibt auch darüber.
Das ist hier also eine uneingeschränkte Leseempfehlung: Sehr gerne, Mama, Du Arschbombe“ eignet sich gerade für Eltern, die sonst nicht zum Lesen kommen. Die kurzen, nur wenige Seiten langen Geschichten eignen sich bestens für zwischendurch, am Sandkastenrand oder wenn das eigene Kind endlich schläft.
Interessant. Das Buch sollte ich mal lesen.Mein Sohn sagt immer „Pupsmama“ zu mir.
Eben, sag ich doch. Ich bin Kackamama…. ;)
Der Rezension kann ich mich anschließen. Nur eins: nicht das Ebook für Kindle kaufen! Höchstens als abschreckendes Beispiel, wie man das Layout versauen kann.
Oh, was ist denn daran schlecht? Ich kann das an den Verlag weitergeben.
Im ersten Kapitel (Schau mir in die gelben Augen) klappt das mit den Absätzen gar nicht.
Generell: Kapitelüberschriften sind nur ein oder zwei Punkte größer als der restliche Text, ohne Leerzeile, auch nicht neue Seite. Daher nur sehr schlecht als neues Kapitel zu erkennen.
Immerhin gibt es vor den Überschriften mal Leerzeilen.
Es gibt (mindestens einmal) ein Sternchen im Text, auf das man tippen kann. Dann kommt man zwar zu dem, was im gedruckten Buch vermutlich eine Fußnote ist. Aber nicht mehr zurück.
Alles in allem Sachen, die ich nur aus den Frühzeiten von Ebooks kenne.
Achja, lesen tue ich momentan mit der Kindle-App für Android auf einem Samsung Galaxy S3 unter Android 4.3.
Danke, gebe ich weiter. Klingt nach keinem schönen Leseerleben.
Ist schon okay, der Text ist schließlich das Wichtigste ;-) Dazu hat Mama notes sich ja schon prima drüber ausgelassen.
Das Layout sollte halt nur den Lesefluß unterstützen.
Ich möchte dir von Herzen für diese tolle Rezension danken. Auch weil du ja eine derjenigen bist, die viel schon aus dem Blog kennen.
Zu meiner „Verteidigung“ (es war ja immer klar, dass das Buch sich aus dem Blog generieren wird) ich habe wirklich alle Geschichten überarbeitet und bei vielen auch noch etwas ausgeholt, damit die Leute verstehen was Wiki Leaks ist oder wer Worf ist und was der mit Babyschwimmen zu tun hat. Tausend Dank! Auch fürs Buch auslegen.
Sehr gut geschrieben, ich bin momentan erst bei „Nackte NUdeln“, aber mir geht es ebenso wie dir. Ich lese, das Kind schaut mich verwirrt an. „Mama, warum lachst du denn so?“
Und ich finde mich in irgendeiner Weise immer wieder selbst in dem Buch. Zum Beispiel das gute Vorbild, welches man denkt, dass man es ist. Die Tatsache, wie ein Kind dem anderen meine Anweisungen wiederholt oder die unendlichen Fragen der Kinder, die ich oft erstmal googeln muss.
Liebe Grüße, Heike
Das Buch kam die Tage in den Briefkasten geflattert.
Bin aber erst auf Seite 19 … hab grad erst angefangen zu lesen.
Liebe Grüße Anke