„Wie empfindest du deinen Alltag als Mutter?“ hat Stefanie Gundel Mütter gefragt und ziemlich eindeutige Antworten erhalten: Stressig. Ihre Studie erklärt Auslöser und Gründe für den Stress.
Der Text beschreibt Seiten der Mutterschaft, die ich sehr gut kenne. Stress, Überforderung, Perfektionismus, Unzufriedenheit. Ich finde mich 1:1 in dieser Befragung wider. Wie immer ist die Lösung aus dem Problem das schwierigste, weil es keine eindeutige Antwort darauf und kein Patentrezept gibt.
Obwohl der Stress von Müttern und Eltern, ihre Überlastung und Überforderung ein gesellschaftliches Problem ist, nehmen Frauen dieses Thema zumeist individuell für sich selbst in Angriff. Ein gesellschaftlicher „Umschwung“ in Bezug auf Rolle und Bedeutung von Mutterschaft. Elternsein und von Frauen grundsätzlich ist nicht so schnell zu erwarten. Vorallem nicht schnell genug, um der jeweiligen Frau in ihrer akuten Familien- und Lebenssituation zu helfen. Und so bleibt der Versuch aus dem Konflikt herauszukommen und auch immer Teil davon.
… Jetzt bin ich aber schon mittendrin in der Studie, lest sie erst einmal selbst.
Wer ist Stefanie eigentlich?
Dr. Stefanie Gundel ist Müttercoach. In ihrem Coaching speziell für berufstätige Mütter hilft die dreifache Mama bei typischen Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf. Ihr Ziel ist es, Müttern in schwierigen und belastenden (Alltags-) Situationen zu mehr Lebensqualität, Gelassenheit und Energie zu verhelfen und/oder Klarheit in unsicheren und kraftzehrenden Situationen zu bringen.
Ihr findet Stefanies Müttercoaching auf gundel-coaching.de.
„Wie empfindest du deinen Alltag als Mutter?“ – Ergebnisse einer empirischen Studie
Immer wieder höre ich Mütter sagen: „Er ist doch gerade erst geboren und jetzt geht er schon in die Schule.“, „An Kindern sieht man wie die Zeit rast und wie alt man selber geworden ist.“ oder andere sagen: „Genießt die Zeit, wo sie noch klein sind, im Handumdrehen ziehen sie aus.“ Ja, die Zeit rast, das merke ich auch. Wir alle merken es, aber sind wir nicht manchmal auch froh darüber? Wenn ich mit Klientinnen spreche, die gerade vollkommen im Spagat zwischen Beruf und Familie stecken, die nicht mehr ein noch aus wissen, wie sie Beruf und Familie unter einen Hut bekommen. Sie von Schuldgefühlen geplagt sind und auch ihre gefühlte Wertschätzung, ganz geschweige von ihrem Selbstbewusstsein, auf dem Nullpunkt ist. Ihnen soll ich sagen: „Genieße den Alltag, da er sonst zu schnell rum ist und du alt und die Kinder groß sind?“ oder ist es nur ein Bruchteil von Müttern denen es so geht, dass sie ihren Alltag nicht genießen? Diesen Fragen bin ich nachgegangen und habe Anfang des Jahres eine Umfrage gestartet. Über 200 Mütter haben mitgemacht und haben Fragen zu dem Thema „Wie empfindest du deinen Alltag als Mutter?“ beantwortet. Hier sind die Ergebnisse.
Wie oft empfinden Mütter Stress?
Über 80 % empfinden mehrmals die Woche Stress. Jede zweite sogar täglich. Die größte Belastung am Muttersein sehen die befragten Mütter in der Fremdbestimmtheit durch die Kinder (53%). Hingegen ist es eine zweiseitige Medaille, da wir das Schönste in dem Spüren der Liebe und Nähe durch die Kinder (67%) und dem Familiengefühl (45%)* sehen.
Was ist der Auslöser des Stresses?
Erschreckend, aber nicht verwunderlich ist, dass die eigenen Ansprüche das ist, was Mütter am meisten stresst und an den eigenen Kräften zehrt. Auch eine Befragung der Zeitschrift „Eltern“hat dies 2015 als Ergebnis erhalten. Hier haben 50% der befragten Mütter geantwortet, weder ihr Beruf oder Arbeitszeitregelungen, noch Freunde oder Verwandte stressten sie besonders, sondern die eigenen Ansprüche. 2017 sieht es demnach nicht besser aus, sondern hat sich dieses Gefühl bei vielen Müttern weiter verstärkt. Bei meiner Befragung sagten knapp 70% der Mütter, dass weder Freunde (0%), andere Mütter (7%), Partner (13%), Job/Kollegen/Chef (20%) noch gesellschaftliche Anforderungen (25%) sie am meisten stresst, sondern die eigenen Ansprüche.
Was / wer ist Schuld am Stress?
Schuld daran sind zumeist die Überlastung (50%), der eigene Perfektionismus (37%) und die Unordnung (26%). Wiederum fast 70% der Mütter sagen, dass mehr „Gelassenheit meinerseits“ zu weniger Stress führen kann, sowie fast 40% wünschen sich mehr „Unterstützung im Alltag“ mit den Kindern. Ein Viertel der befragten Mütter antworteten, dass sie auf keine Unterstützung/Niemanden im Alltag zurückgreifen können.
Finanzen spielen neben Kindern, Partnerschaft, Freunden und bei dem überwiegenden Teil der befragten Mütter eine untergeordnete Rolle bei der Auslösung von Stress.
Was hilft den Müttern den Stress zu entgegnen?
Sich mehr Zeit für sich alleine zu nehmen (48%) und genügend Schlaf (44%) tut den meisten Müttern gut.
Was ist die Lösung?
Einfach weiter machen und irgendwann wird es schon besser werden? Das kann nicht die Lösung sein…
Mehr Unterstützung im Alltag
Es wird in der Befragung deutlich, dass die meisten Mütter überwiegend die Kinderbetreuung alleine bewerkstelligen. Allerdings wünschen sich Mütter mehr Unterstützung im Alltag. Aber es wundert auch nicht, dass der Wunsch da ist, aber die Umsetzung fehlt. Bei der Beantwortung der Frage „nach den drei Werten, für die du lebst und die du deinem Kind weitergeben möchtest“ liegt die Teamfähigkeit auf Platz 19 von 25 Werten. Teamfähigkeit/Teamarbeit hat in den Köpfen eine untergeordnete Rolle, aber die meisten wünschen sich Unterstützung. Kurrios. Das Ergebnis, dass die meisten Mütter nur für sich kämpfen, sich aber überlastet fühlen und Zeit für sich wünschen, um die Energie wieder aufzuladen und auch dem Ziel der Gelassenheit etwas näher zu kommen. Schauen wir uns die Werte, die wir leben und weitergeben noch mal an, da liegt auf Platz 4 „Ehrlichkeit“. Wäre es nicht sinnvoll, ehrlich zu sein, auch dem Gefühl der Überlastung und dem Wunsch nach Unterstützung nachzugehen, Hilfe aktiv zu suchen und anzunehmen und das Selbstbewusstsein (Platz 3) nicht daraus zugewinnen, wie viel wir als Mütter leisten, sondern für was für ein Leben wir als Mütter uns entscheiden?
Selbstbewusstsein für unser Leben, das wir uns selbst gestalten. Ein Leben, dass wir lieben, unseren Kindern vorleben und weitergeben.
Ich weiß anhand vieler Klientinnen, dass sie oft wenig Möglichkeiten haben sich Hilfe zu holen, da ihr Mann viel unterwegs ist oder sie alleinerziehend sind, Eltern/Schwiegereltern weit entfernt leben und das Geld für einen Babysitter fehlt. Dennoch bin ich der Meinung, dass es immer Möglichkeiten geben muss und ich habe noch nie keine Lösung gefunden. Sei es die Leihoma, die Nachbarschaft oder der Austausch mit anderen Müttern. Wer aktiv sucht, der findet.
Gelassenheit/Perfektionismus/eigene Ansprüche
Natürlich ist der innere Wunsch nach Unterstützung auch eng verbunden mit den eigenen Ansprüchen, alles alleine stemmen zu können und auch zu müssen. Natürlich ist es erschreckend, dass es 70% der Mütter so geht und dieses Ergebnis sich über die Jahre manifestiert hat, dennoch müssen wir es positiv sehen, dass es gut ist, dass wir als Mütter auch die jenigen sind, die es ändern können und in der Hand haben. Keine flexiblen Kindergartenbetreuungszeiten, keine flexiblen Arbeitszeiten werden so hoch bewertet wie der Gewinn der eigenen Gelassenheit. Alleine die Erkenntnis, dass wir es sind, die uns den Stress machen, sollte uns Gelassenheit schenken. Überlegt euch, was euch wirklich wichtig ist im Alltag. Schreibt euch die drei wichtigsten Dinge auf und versucht euch mit Maßnahmen diese drei Dinge zu verwirklichen – auch eventuell durch Unterstützung. Diese Dinge sind euch wichtig und ihr habt auch ein Recht darauf, dies zu empfinden. Ihr werdet sehen, dass die Klarheit über eure Bedürfnisse den Fokus verschiebt und andere Dinge unwichtiger erscheinen lässt. Zudem gesteht euch zu, seid ehrlich zu euch, plant bei der Umsetzung Ausnahmen ein, an denen ihr euren Anforderungen einmal nicht gerecht werden müsst. Signalisiert es auch euren Kindern, nicht perfekt sein zu müssen. Dies reduziert den Druck, fordert die Ehrlichkeit und zeigt Kindern, dass auch sie nicht immer perfekt sein müssen. Also, lasst es uns angehen, lasst uns aus der Spirale rauskommen und aktiv unser Leben gestalten und zudem unseren Kindern das vorleben, was wir für besonders wichtig erachten, was auf Platz eins und zwei ist bei der Wahl der Werte und was wir den Kindern weitergeben möchten: Liebe, Spaß und Lebensfreude!
Welche Mütter haben die Fragen beantwortet?
Etwa die Hälfte der Mütter arbeiten (in Teilzeit) und sie kümmern sich hauptverantwortlich um die Kinder. 20% der Mütter arbeiten Vollzeit. 10% der Mütter sind alleinerziehend. 50% der Mütter haben 2 Kinder und waren im Schnitt 31 Jahre bei der Geburt ihres ersten Kindes.
*Bei dieser Frage und im Folgenden waren Mehrfachantworten zulässig. Daher addieren sich die Ergebnisse nicht auf 100%.
Wie ist das bei Euch und dem Stress? Erzählt mir davon.
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Hallo,
ich bin auf dieser Seite gelandet, weil ich gerade meine Bachelorarbeit zum Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ schreibe. Gibt es denn diese Studie zum nachlesen? Habe leider nichts genaues finden können. Ich würde mich freuen, da ich mit den genannten Thesen super arbeiten könnte.
Viele Grüße
C. K.
Hallo, melde Dich doch einfach mal per Mail bei Stefanie? Ihre Webseite habe ich oben im Text verlinkt, da findest Du bestimmt Kontaktmöglichkeiten. Viel Erfolg!
Sehr anstrengend, mit 2 Kindern und Berufstätig.. da hat man kaum eine Pause und wenn man die Pause gestattet bekommt ist man so müde, dass man kaum die Augen noch aufhalten kann.