Ich bin ja schwer verliebt in meine kleine Reihe „Berufstätige Mütter“. So viele spannende, unterschiedliche Frauen, so unterschiedliche Jobs und Lebenswege. Frauenbiographien sind spannend! Was ich besonders finde: bei den meisten war die Geburt des Kindes ein einschneidendes Erlebnis für das private aber auch das Jobleben. Kinder verändern manchmal den Fokus auch auf das gesamte Leben, Prioritäten verschieben sich, Perspektiven werden verändert. Ich finde es motivierend zu lesen, wie andere Frauen ihren Weg weitergegangen sind, welche Entscheidungen sie getroffen haben und wie sie das alles gestemmt haben und ihren Traumjob verwirklichen konnten. Geht es Euch auch so?
Dann stelle ich Euch heute Elke vor. Elke Peetz ist Mütter-Coach und flatterte in meiner Filterbubble immer mal vor meine Augen, und im Sommer habe ich bei einer Art Gewinnspiel mitgemacht und eine Beratungsstunde bei ihr gewonnen. Ich kam mit einer eher diffusen und unausgegorenen Frage in diese Stunde. Elke war weder geschockt noch genervt, sie hat die richtigen Fragen gestellt, die richtigen Vorschläge gemacht und am Ende des Gesprächs war ich richtig glücklich und wahnsinnig motiviert für mein Ding.
Darum mußte ich ihr einfach meine Fragen zu Beruf, Vereinbarkeit, Lebensweg und Selbständigkeit schicken. Hier kommen ihre Antworten. Viel Spaß damit!
Liebe Sonja, sehr gerne! Als Coach unterstütze ich die Frauen, die in auf dem Zahnfleisch gehen, in dem Versuche Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Dabei stelle ich sie selbst in den Mittelpunkt und gebe ihr die Gelegenheit, ihre eigenen Lösungen zu finden. Denn das sind die Besten!
Was hast Du vorher gemacht? Was hat Dir an dem vorherigen Job gefallen?
Nach meinem BWL-Studium habe ich in einer großen Bank in der internationalen Zusammenarbeit im Projektmanagement gearbeitet. Es war ein sehr verantwortungsvoller Job verbunden mit regelmäßigen internationalen Dienstreisen, in meinem Fall nach Asien da dort die Investitionsobjekte waren, die wir finanziert haben. Ich hatte tolle Kollegen, ein super Arbeitsumfeld und Kontakt mit extrem spannenden anderen Kulturen – genau das, was ich mir zu dem Zeitpunkt gewünscht und erträumt hatte.
Wie kam es dazu, dass Du auf Coach umgesattelt bist? Was für eine Lebensentscheidung war das?
Die Geburt unseres ersten Kindes hat für mich viel verändert. Mir ging es da wie so vielen anderen Frauen in dieser Situation. Durch die Geburt und die Elternzeit wird man sehr auf sich selbst zurück geworfen. Man ist einerseits mit der Verantwortung für das neue Menschlein in einer absolut unbekannten Situation, in der man viel über sich selbst lernt. Und andererseits hat man den Abstand von seinem alten Job, ja selbst das soziale Umfeld reduziert sich in den ersten Monaten stark, so dass man Gelegenheit hat vieles zu reflektieren und neu zu sortieren.
Mir ist in dieser intensiven Zeit meine Coaching-Ausbildung „vor die Füße gefallen“ und ich habe mich nach langem hin und her entschieden, auf mein Herz zu hören und sie zu machen. Ohne die Geburt wäre ich nie so offen gewesen, diese tolle Chance überhaupt wahrzunehmen.
Wie hast Du Deine Selbständigkeit anfangs finanziert? Wie läuft es heute?
Finanziell war das eine schwere Entscheidung. Als ich die Ausbildung begonnen habe, war ich der Hauptverdiener unserer Familie und mein Mann noch im Studium. Da wir beide Kaufleute sind, haben wir genau kalkuliert. Und uns dann entschieden, dass wir das Risiko eingehen wollen. Denn wir wollen unseren Kindern zeigen, dass man seine Träume leben darf.
Geholfen haben uns in dieser Zeit unsere Rücklagen. Dazu habe ich in gewissem Umfang weiter für die Bank gearbeitet. Inzwischen kann ich auch mit dem Coaching meinen finanziellen Beitrag zum Familieneinkommen leisten. Wobei mein Mann im Moment noch mehr verdient als ich. ;-)
Wie und wo arbeitest Du? Und wie viel?
Ich arbeite von zuhause aus und coache per Telefon. Meine Online-Angebote erstelle ich am heimischen PC. Meine Arbeitszeit ist ein wenig davon abhängig, was unsere Kinder gerade benötigen. Im Schnitt sind es wohl etwas weniger als 20 Stunden in der Woche.
Du sagst, Du bist glücklich in Deinem Job. Was ist für Dich das Wichtigste / das Tollste in Deinem Job?
Ich helfe anderen Menschen dabei, glücklicher zu sein und erlebe, wie sie es werden. Was gibt es schöneres?
Was würdest Du anderen Müttern raten, die sich auch selbständig machen wollen?
Die Selbständigkeit ist kein Allheilmittel. Manchmal habe ich den Eindruck, dass das so dargestellt wird. Gerade die ersten Jahre sind anstrengend und oft mühsam. Da muss man schon genau wissen, ob man das in der Zeit mit kleinen Kindern machen möchte.
Auf der anderen Seite bietet die Selbständigkeit eine große Flexibilität und die Möglichkeit sich einen Job zu erschaffen, der inhaltlich und strukturell perfekt zu einem passt. Das gibt es so in keinem Angestelltenverhältnis.
Mein Rat: Genau prüfen, warum man sich selbständig machen möchte. Wenn die Augen leuchten und das Herz ja sagt – machen! Und dann die Risiken möglichst klein halten. Ob es der richtige Weg ist, findet man nur heraus in dem man es tut.
Stichwort Vereinbarkeit: Wie hast Du Dir mit Deinem Mann das Familien- und Job-Vereinbarkeitsthema geregelt? Wie macht Ihr was? Und wer?
Als unser Großer vor 4 Jahren zur Welt kam, bin ich ein Jahr aus meinem Job in der Bank ausgestiegen. Danach hat mein Mann übernommen. Ich bin wieder voll arbeiten gegangen und er hat sein Studium auf Teilzeit-Level reduziert. Als unsere Tochter dann geboren wurde, haben wir die Rollen getauscht. Jetzt geht er voll arbeiten. Morgens bringt mein Mann die Kinder in den Kindergarten und ich bin ab nachmittags zuständig.
Für die Sauberkeit haben wir zum Glück eine Putzfee und die Wäsche mache ich meistens. Alles was liegen bleibt, erledigen wir gemeinsam. Und wir sind beide gut darin, fünfe gerade sein zu lassen und uns lieber etwas für uns zu gönnen, als alles perfekt haben zu wollen.
Welche Pläne hast Du beruflich für Dich, wohin geht Deine Reise?
Im Grunde bin ich angekommen, wobei sich eine Selbständigkeit ja ständig weiter entwickelt. Derzeit wächst mein Business enorm und meine Herausforderung ist es, dabei gelassen zu bleiben. Das gelingt auch mir nicht immer.
Gerade entwickele ich ein Premium-Programm, das im Dezember an den Markt gehen wird. Ich kann noch nicht viel verraten, aber es wird eine so noch nie dagewesene Unterstützung für Mütter im Job. Es wird großartig!
Das klingt ja spannend. Und was hast Du noch so im Angebot, auch vor Dezember?
In meinem kostenlosen Ebook In 7 Schritten zu mehr Freude im Alltag – Eine Anleitung für berufstätige Mütter stelle ich die wichtigsten Schritte vor, die dabei helfen mit den Belastungen des Alltags besser umzugehen und die privat und beruflich zu mehr Freude verhelfen. Sie sind die Essenz meiner Coaching-Tätigkeit mit Müttern im Job.
Liebe Elke, ganz herzlichen Dank für das Interview.
Über Elke bin ich auch schon mehrfach „gestolpert“ und finde in dem Interview besonders die Aussage toll „Die Selbständigkeit ist kein Allheilmittel. Manchmal habe ich den Eindruck, dass das so dargestellt wird. Gerade die ersten Jahre sind anstrengend und oft mühsam. Da muss man schon genau wissen, ob man das in der Zeit mit kleinen Kindern machen möchte.“! Sie hat so recht. Sehe ich genauso (auch selbständig mit kleinen Kindern ;-)
Liebe Grüße, Julia
Ja, das fand ich auch gut und sehr ehrlich .
Wie Du schreibst, ist es wirklich erstaunlich, wie sehr sich ein Kind auf das ganze Leben auswirkt! Es verändert einen als Mama komplett – emotional, körperlich, in den Wertevorstellungen und Prioritäten. Ich hätte das nicht so erwartet. Es ist wundervoll und manchmal ein klein wenig erschreckend…:-) Daraus ein Business zu machen, finde ich super. Auch bei mir hat es bewirkt, dass ich meine Positionierung als Imageberaterin neu durchdacht habe und als Bloggerin gestartet bin – über den Alltag mit Baby! :-)
Viele Grüße, Anneli