Seit Wochen hagelt es Nikoläuse. Sie hängen an Fenstern, stehen vor Geschäften, am 1. Advent wurden die Kinder von den Großeltern schon zum Nikolaus-Express gebracht – es nimmt kein Ende. Kein Wunder, dass eine 5jährige da ins Wundern gerät. Oder von den vielen anderen Kindern, die sich an solchen Orten aufhalten, etwas aufschnappt. Nach dem Besuch beim Nikolaus-Express verkündete Kind1 folgendes:
Ich war dabei nicht halb so lässig wie sie, aber niemals würde ich ihr einreden, das sei der echte gewesen. Ich sagte aber auch nicht: „JA! So isses! Niemand ist der Nikolaus! Alle Kinder werden nach Strich und Faden veräppelt. Gibts nicht. Und das Christkind, den Weihnachtsmann und den Osterhasen jibbet auch nisch!“.
Meine Tochter beließ es mit dieser Feststellung dabei und sagte mir einen Tag später: „Der Nikolaus kommt nämlich erst, wenn wir den Stiefel in der Nacht aufstellen.“ Das war ihre Kindererklärung, ihre eigene Welt. So hat sie ihre Position darin gefunden.
Das eigene Wundern und eigene Antworten ist wichtig, finde ich. Und darum ist der Glaube an das Christkind wichtig, bis das Kind von selbst verkündet, dies nicht mehr zu tun.
Gerade geistert das Thema durchs Netz, Nessa hat zu eine Blogparade geblasen, Béa bloggt gerade darüber. Watt is los im Elterndschungel? Die Kinder sollen ab einem gewissen Alter nicht mehr an den Weihanchtsmann oder das Christkind glauben? Eltern klären (mehr oder weniger ungefragt, ihre Kinder auf?
Dazu ein spontanes Statement von mir:
Eltern, was ist los mit Euch? Ihr könnt alle machen was Ihr wollt und die olle Notes-Tante hat Euch mal gar nichts zu sagen, aber ehrlich, was soll das? Haben die Eltern jetzt Angst, das Kind könnte uncool wirken, wenn es mit 6 noch ans Christkind glaubt? Oder mit 8 oder 10? Ist das unsere Leistungsgesellschaft, der Förderwahn, unverarbeitete Schulhoftraumata, Kontrollzwang, Perfektionismus?
Ich finde, das kommt alles zu seiner Zeit. Die Kindheit ist zum Träumen da. Zum Herumtoben und Sachen ausprobieren, zum in Pfützen springen, sich dreckig machen, Fragen fragen, das Schweigen schweigen, Lachen und an Zauber glauben. An Elfen und Feen, Prinzessinnen, Piraten, das Christkind, den Osterhasen und das die Eltern immer genau wissen, was sie tun.
Die Aufgabe der Eltern ist es, all das zu begleiten, nicht zu fordern, nicht zu fördern, nicht zu ziehen, schubsen, erklären oder verklären. Die Kinder stellen die Fragen und wir sollten genau Antworten geben. Genaue, keine ausufernden. Sondern Antworten, die sich mit der Frage beschäftigen.
Ich habe als Mutter und Pädagogin ja nun wirklich nicht die Weisheit mit Schaumlöffeln jefressen, aber wenn mich eins fuchsig macht ist, wenn Kinder der Glaube an Zauber, Magie, die Phantasie UND der Forscherdrang genommen wird. Lasst die Kinder fragen und gebt eine Antwort, die genau mit der Frage zu tun hat.
„Mama, der Nikolaus war doch verkleidet, oder?“ – Ich frage mein Kind, was es selber glaubt. Ihre Antwort. „Der war verkleidet. Ja klaaaar!“ Dann akzeptiere ich das. Ich würde Ihr niemals den Glauben nehmen, aber ich würde auch nicht lügen. Gerade mit Fragen, die die Phantasie- und Kinderwelt betreffen, bin ich trotzdem vorsichtig. Vielleicht geht es auch nur ums Absichern, ums Abtasten, um ein kleines Nachjustieren in der eigenen Welt. Keineswegs aber um einen Schritt in die profane Erwachsenenwelt.
Einfach, weil es eine Vorstufe zum Wissen nach der Magie gibt. Und die ist Phantasie, Wundern, Staunen. Hinterfragen, eigene Antworten und Ideen entwickeln, daran glauben, bis es hinterfragt wird und wieder neue Fragen stellen. Je genauer die Frage, desto genauer meine Antwort und Gegenfrage, wie es in ihrer Welt denn gerade aussieht.
Kann mir noch irgendjemand folgen?
Lasst uns den Kindern ihren Glauben lassen, an was auch immer sie glauben. Feen, das Christkind, der Nikolaus, der Osterhase. Wenn Fragen kommen, antworten, nachfragen, wieviel das Kind wirklich wissen will. Will es einfach nur ernst genommen werden in seiner Welt oder fragt es konkreter?
Und selbst dann, wenn sie eigentlich nicht mehr an das Christkind glauben, wollen manche Kinder noch spielen mit der Idee. (Ich war so eins.) Weihnachten macht einfach mehr Spaß mit Christkind und Engelsscharen oder mit Weihnachtsmann und Rentieren. Meistens wollen auch größere Kinder einfach den Weihnachtszauber genießen. Das geht nur, wenn man sie wieder abtauchen lässt in ihre Phantasiewelten.
Ehrlich gesagt, sollten wir Erwachsene das auch ab und zu.
Ooooh ja, ich konnte dir folgen. Bis zum letzten Satz. Und jeden Einzelnen vornweg, habe ich begeistert abgenickt!
Danke, für deine klaren und wichtigen Worte!
Ich halte es hier genau so wie du. Bisher kamen noch keine „kritischen Nachfragen“. Ob meine Kindern nun uncool sind
Ich stimme dir so was von zu!!!!!
Und ich liebe diesen Zauber selbst so sehr!!!
Klasse auf den Punkt gebracht! Du hast meine volle Zustimmung. Ich hatte kuerzlich auch erst diese Diskussion im Freundeskreis, ab wann Kinder wohl zu alt seien, an den Weihnachtszauber (Nikolaus, Weihnachtsmann, Christkind) zu glauben. Ehrlich, ich war einigermassen entsetzt. Warum wuerde ich Kindern etwas so Schoenes nehmen wollen? Uebrigens versinnbildlicht dieser Text fuer mich, warum ich Deinen Blog so gerne lese: interessante Themen in clevere Texte verpackt :)
Danke für Deinen Kommentar und vorallem für das tolle Kompliment :)
Ich liebe diesen Zauber auch unglaublich. Staunen, Schauen, sich freuen und zusammen sein. Ich will, dass meine Tochter dieses freudige Gefühl auch erlebt.
Bei Fragen (jetzt mit 2,5 Jahren lautet sie meist: Ist das?) frage ich gerne und viel zurück: Was denkst du?
Manche Fragen brauchen keine direkten Antworten, weil sie einfach nur die Einladung zu einem Gespräch sind.
Vorweihnachtliche Grüße
Anne
Natürlich gibt es den Weihnachtsmann! Bei uns erscheint er jedes Jahr in Persona. Und mein Sohn glaubt an ihn. Als er zwei war, war er zu lütt, um sich zu wundern, dass Mama ausgerechnet an Heiligabend Wäsche aufhängen musste… Das funktioniert bei einem 7Jährigen natürlich nicht mehr. Aber wozu gibt es Nachbarn und Freunde?!
Ich werde nie das Gesicht meiner Nichte („Ich bin schon zu alt für den Weihnachtsmann!“) vergessen, als es draußen an der Terrassentür klopfte und sie die feiernde Familie scannte:
Mama? Da.
Papa? Da.
Tante? Da.
Onkel? Da.
Opa? Da.
Oma? Da.
Alle da!
…
Schei*e!
Der ist echt!
:))) Haha! Sehr lustig.
So ein schöner Text! Ich habe einen ganz ähnlichen in der Pipeline, da muss ich dich verlinken! LG
Finde ich gut, wie du das machst. Bei uns kommt jetzt von der 5-Jährigen auch öfter die Frage, ob’s den Nikolaus und den Weihnachtsmann denn wirklich gebe. Und da ich das ja mit den beiden älteren Geschwisterkindern schon 2 Mal durch habe, mache ich’s komplett anders als bei der Großen, die irgendwann fürchterlich weinte, als sie auf genau diese Frage in exakt dem Alter von mir die Antwort bekam, naja, es gebe weder den Weihnachtsmann noch den Nikolaus. Das war pädagogisch nicht so schlau. Ich dachte aber, sie fragt, weil sie soweit sei, die Wahrheit zu hören.
Heute sage ich auf diese Frage: „Möchtest du denn, dass es ihn gibt? Und was denkst du?“, und wenn ich dann höre, wir mir meine Jüngste erklärt, warum sie an den Weihnachtsmann glaubt, dann weiß ich, sie braucht diese Figur noch. Es ist, wie du schreibst, Teil der Kindheit, magisch zu denken.
Und außerdem, wer weiß, was es alles gibt? ;)
Genau! Was man’s? :)
Ach, erinnern wir uns doch an unsere eingene Kindheit. Wie toll war die Zeit, als wir selber noch geglaubt haben! Ich finde es ist keine Lüge, wenn man Kinder an die magischen Wesen der Kindheit glauben lässt. Unsere Tochter zweifelte und hat dann nicht mehr geglaubt. Aber ihr 2 Jahre jüngerer Bruder sollte ja die gleiche Chance haben. Das haben wir mit ihr besprochen und ihn im Glauben gelassen. Ich glaube er war fast 8 als er dann nicht mehr an den Weihnachtsmann bzw. bei uns kommt ja auch der Sinterklaas, glauben wollte.
Aber auch heute sprechen wir in der Vorweihnachtszeit immernoch gerne über die Zeit als wir noch ganz dem Zauber der Weihnacht verfallen waren. ich erinnere mich gut an die Zeit der leuchtenden Augen meiner Kinder, aber auch an meine eigene Zeit. Ich selbst habe einmal noch den Schlitten gesehen, nachts am Himmel. Und meine Schwester und ich haben mal den Teppich unter der Wohnzimmertür rausgepuhlt und geglaubt die Füsse des Christkinds gesehen zu haben …
Ich habe irgendwann auch mal an das Christkind geglaubt und ich mochte die Idee immer noch, als ich schon längst wusste, wie der (Oster)Hase läuft.
Das Christkind bekam seinen Wunschzettel auf die Fensterbank und Papa half Weihnachten im abgesperrten Wohnzimmer dem zarten Christkind ein wenig beim Geschenke ausladen. Ist doch auch eine schöne Vorstellung.
Meine Kinder glauben noch nicht an das Christkind, aber sie werden die Geschichte wohl von mir hören, spätestens im nächsten Jahr.
Und dann sollen sie mit ihrer kindlichen Fantasie daraus gerne ihre Geschichte machen. Solange sie eben wollen.
Ich finde es wunderbar, den Kindern das Magische an Weihnachten zu erhalten!
Meine Tochter ist 4 Jahre alt und spielt unterm Jahr mit verschiedensten „für mich unsichtbaren“ Freunden. Wenn ich diese nicht sehen kann und sie so wunderschön mit ihnen spielt, spricht und singt, warum soll es dann nicht eine kindliche magische Welt geben, in der ein Christkind, Nikolaus und Co ihren Platz haben?
Wenn dann das erste Wundern losgeht, finde ich die Methode des Nachfragens super – das merke ich mir auf jeden Fall!
LG
Petra
Sign!
Vielen Dank für diesen Appell, Kinder glauben und wundern zu lassen und ihre eigene Welt selbst zu entdecken <3!
Ich bin ganz deiner Meinung.
Ich halte es da wie die kleine in „das Wunder von Manhattan“ : Wenn es den Weihnachtsmann/ das Christkind doch gibt wäre es doch wahnsinnig unhöflich nicht daran zu glauben. ;)
Genauso war es schon bei mir und dann auch bei unseren Kindern. Man sollte gerade in der heutigen Zeit, in der es ja schon im September in den Geschäften weihnachtet, nicht diese ganze heimelige Freude am Nikolaus und dem Christkind nehmen. Was gibt es schöneres, und wenn die Kinder anfangen irgendwann zu fragen, habe ich es auch so gemacht, dass ich gefragt habe, was sie sich denn wünschten. Die Kinder wollten eigentlich immer noch ein bisschen glauben, auch wenn Freunde etwas anderes erzählten.
Hallo,
ich verstehe dich komplett. Auch meine Kinder glauben an Christkind und Co und meine Große ist 11 Jahre. Ich werde ihnen den Zauber nicht nehmen, da ich ihn selbst liebe.
Magie und Phantasie ist was tolles.
Gruß
Mein Sohn ist 8 und glaubt noch im tiefsten Herzen an das Christkind- und so lange er das von sich aus tut, unterstütze ich das nach besten Kräften, das ist doch der besondere Zauber für die Kinder… Bei uns hat jetzt sogar unsere Klassenlehrerin in der 2. Klasse eine kleine Aktion gestartet, die die Kinder wieder etwas mehr hat auf das Christkind hat hoffen lassen, die Zweifler sind jetzt wieder unsicher, ob die anderen nicht doch recht haben. Ich finde das schön! Und ich finde nicht, dass wir unsere Kinder damit belügen und wir deshalb als Eltern unsere Glaubwürdigkeit gefährden.
Natürlich fangen sie an, irgendwann kritische Fragen zu stellen, auch schon dadurch, dass es in manchem Familien um den amerikanischen Weihnachtsmann geht. Lösung von meinem Sohn: es gibt soviele Kinder, das Christkind kann gar nicht alles alleine schaffen, die teilen sich die Arbeit. Und wie die Geschenke immer auftauchen, wenn alle in der Kirche sind, das kann ja dann keiner von uns gewesen sein (ich hab mich als Kind auch lange gewundert, warum meine Mama IMMER Schal, Mütze, Geldbeutel vergessen hat, wenn wir alle im Auto saßen und nochmal zurück musste)…
Wenn er mir fest in die Augen schaut und fragt, ob ich ein Geschenk gekauft habe, werd ich irgendwann zugeben, dass ich dem Christkind helfe. Auf meine Art. Aber auch dann nicht mit dem Holzhammer, eben nach und nach. Ich liebe diesen besonderen Zauber und wie die Kinder sich freuen! Und ich hoffe, meine Kinder werden das auch einmal an ihre Kinder weitergeben…